WW3 [Teil 1] – Wer ist der Herr des Krieges?

Der 3. Weltkrieg ist heute keine ferne Dystrophie mehr, sondern ein mögliches Szenario. In meinen beiden Beiträgen zu Prophezeiungen schneide ich das brisante Thema bereits an, doch da es nicht mit einer Randnotiz getan ist, möchte ich dem ganzen nun eine mehrteilige Serie widmen.

Den Start wird eine klassische Übersicht ausmachen und auch wenn sich um ‚kalte‘ Daten handelt, ist es wichtig zu verstehen, dass jeder der folgenden Daten für einen Soldaten oder Maschine steht, welche den Auftrag haben zu verteidigen und zu töten. Es geht hier nicht um den Vergleich von Städtegrößen oder Emissionen, sondern die Meisterschaft des Geschäfts mit dem Tod, an dessen Ende aller Wahrscheinlichkeit nach unsere Erde nicht wiederzuerkennen sein wird.

1. Wer hat die höchsten Verteidigungsausgaben?
2. Wer befehligt die größte Armee?
3. Cyberarmeen: Wer hat im virtuellen Raum die Nase vorn?
4. Ausblick

1. Wer hat die höchsten Verteidigungsausgaben?

Die Antwort ist augenscheinlich recht einfach zu beantworten, denn eine kurze Suche im Internet reicht aus, um auf eine Liste der Verteidigungsausgaben zu stoßen. Als ich vor einiger Zeit jedoch mal wieder die Verteidigungsbudgets verglich, fielen mir Ungereimtheiten auf und genau aus diesem Grund, möchte ich heute zwei alternative eigens erstellte Listen vorstellen. Wer einmal im Urlaub in einem anderen Land war, dem ist wahrscheinlich aufgefallen, dass dort andere Preise herrschen und zum Beispiel ein Mittagessen umgerechnet teurer oder günstiger als in Deutschland ist. Genau diese Unterschiede, möchte ich nun so gut es geht bereinigen. Um es einmal an einem ganz simplen Beispiel festzumachen: Ein US-Soldat erhält in Dollar gemessen ein höheres Gehalt als ein indischer Soldat. Das heißt aber nicht, dass ein Inder davon schlechter in Indien leben kann, sondern nur, dass die Lebenshaltungskosten dort günstiger sind und der Dollar im Vergleich zur Rupie um einiges stärker ist. Für seine Soldaten muss Indien also weniger Dollar ausgeben als die USA und dieser Fakt wird in den Statistiken nicht berücksichtigt. Eine 100 % Akkuratheit ist jedoch auch hier schwer zu erreichen, da ein Militärbudget ganz verschiedene Kosten enthält und eingekaufte Rüstungsgüter von dem Angebot und Preisgestaltung anderer Staaten abhängig sind.

Den Start wird zur Orientierung die offizielle Liste des „Stockholm International Peace Research Institute” (SIPRI) machen und ich habe in den Auswertungen insgesamt 105 verschiedene Länder miteinander verglichen. Zu manchen Staaten, wie Nordkorea, gibt es nur eine sehr bedürftige Datenlage, wodurch ich diese leider nicht auswerten konnte.

Diese Liste dürfte den meisten Lesern bereits vertraut sein, daher verzichte ich auf eine ausführliche Analyse meinerseits. Nicht überraschend, führen die USA mit weitem Abstand die Liste an und gehören auch an der Bevölkerung gemessen mit Saudi Arabien und Israel zu den prozentual hochgerüsteten Ländern der Welt. China ist der stärkste Rivale der USA und obwohl die Volksrepublik noch relativ weit abgeschlagen ist, ist zu beachten, dass sich deren Wehretat in den letzten 10 Jahren verdoppelt hat und dieses rasante Wachstum wird wohl auch nicht so schnell abflauen.^[1] Deutschland findet sich nach Großbritannien bereits auf dem 8. Platz wieder, soviel also bereits zur absurde Vorstellung davon, dass Deutschland zu wenig militärisch präsent sei.^[2] Die Macht der NATO-Staaten übersteigt die der anderen Länder hier noch um Welten und es ist wichtig zu erkennen, dass allein Frankreich schon ein höheres Verteidigungsbudget als Russland aufweist. Soweit der bekannte Status, doch hier will ich nun einhaken und meine eigenen Auswertung nach dem sogenannten “Big-Mac-Index” und den durchschnittlichen Lebenserhaltungskosten aufführen.

Der Big-Mac-Index kommt aus der Ökonomie und ist ein Versuch Währungsdifferenzen zwischen Ländern zu verdeutlichen und messen.^[3] Die Anwendung ist recht simpel erklärt: Es wird in verschiedenen Ländern ausgewertet wie teuer dort ein Big-Mac ist und der Preis der einheimischen Währung dann in US-Dollar umgerechnet. Durch die Globalisierung und dem (fast) weltweit agierenden Konzern McDonalds ist dieser Index möglich.

Die Lebenshaltungskosten hingegen, sind die durchschnittlichen Kosten die im Alltag anfallen.^[4] Es wird also ausgerechnet, wie viel man etwa für Wohnen, Lebensmittel, Transport und sonstigen Konsum aufbringen muss und wie hoch das Durchschnittseinkommen ist. Aus diesen Werten wird dann ein Vergleich angestellt. Ich habe diese beiden Werte genommen, da sie fast global eingesetzt werden und meiner Meinung nach, relativ realistisch die finanziellen Differenzen bereinigen können.

Die Anzahl der Länder variieren geringfügig, dies liegt jedoch einfach daran, dass mache Länder (wie der Iran) nicht am Big-Mac-Index teilnehmen.

002-BMI-Lebenserhalungskosten-Vergleich — Datenquellen: The Economist, WorldData.info

Hier sind nun doch deutliche Unterschiede zu sehen und deshalb fange ich auch gleich mit dem offensichtlichsten an: Die dünnere Luft zur Nummer 1. Chinas Ausgaben legen bei beiden Auswertungen um gut 80 % auf über 400 Milliarden Dollar zu. Russland weist im Big-Mac-Index sogar ein beinahe 3x so hohes Militärbudget auf und steigt damit von Platz 6 auf 3 auf. Bei den Lebenshaltungskosten wird das Budget ebenfalls mehr als verdoppelt – hier wird deutlich, wieso ich das Budget einmal „bereinigt“ habe. Deutschland bleibt weiterhin unter den Top 10 vertreten, beim BMI rutscht es um zwei Plätze ab, steigt jedoch bei Lebenshaltungskosten sogar um einen Platz auf.

Während die Niederlande in beiden Listen aus den Top 25 ausschieden, tauchen Mexiko, Kolumbien und Indonesien als Neuzugänge auf. Weiterhin erstaunlich ist der Aufstieg der Türkei. In beiden Listen steigt das Land auf, doch was viel beachtlicher ist, ist die Größe der Zunahme von knapp 19 auf über 40 beziehungsweise 45 Mrd. Dollar. Militärisch sollte das Land also keinesfalls unterschätzt werden und aufgrund der angespannten Situation in der Region, der einzigartigen geopolitischen Position zwischen Okzident und Orient und den fragwürdigen expansiven Ambitionen Erdoğans, bin ich mir sicher, dass auch in Zukunft weiter aufgerüstet wird.

Für mich persönlich, sind jedoch die die Vorgänge auf der indischen Platte am spannendsten zu beobachten gewesen. Keine anderen Länder legen so sehr im Verteidigungsbudget bei den Lebenshaltungskosten zu, wie Indien und Pakistan. Pakistan schafft es dabei sogar um unglaubliche 9 Plätze aufzusteigen und zeigt die größte Zunahme aller von mir ausgewerteten Staaten. Indien ist neben Israel gesehen an seiner insgesamten militärischen Stärke, meines Wissens nach, das wohl unterschätzteste Land der Welt und es ist kein Wunder, weshalb Beijing immer mehr versucht den riesigen Staat zu Isolieren.^[5] Aus Interesse hatte ich noch eine dritte Auswertung angefertigt und diesmal nur den Durchschnittslohn verglichen. Global würde hier Indien auf dem ersten Platz mit unvorstellbaren Budget von 2 Billionen Dollar laden, gefolgt von China mit 1,6 Billionen und erst weit abgeschlagen tauchen die USA mit ihren knapp 650 Milliarden auf. Auf Platz 4 würde hier übrigens auch schon Pakistan mit 450 Milliarden Dollar laden. Diese Auswertung ist jedoch nicht repräsentativ, weil sie nur die Gewichtung des Soldatenlohns wiedergibt, aber trotzdem ist es interessant zu wissen.

Doch wieso eigentlich die indische Platte? Nun um das zu verstehen, muss man Wissen, dass sich seit der Teilung der ehemaligen Kolonie Britisch-Indien, ein Konflikt zwischen Indien und Pakistan entwickelt hat, welcher bis heute ein sehr gefährliches Potential birgt – hiervon bekommt man in Deutschland jedoch so gut wie nichts mit. Mit einer der größten und gefährlichsten befestigten Grenzten der Welt (die „Chacha Gurd“) mit einer Länge von über 3.000 km, versuchen sich die beiden Atommächte gegenseitig im Schach zu halten .^[6] Mit diesem Vorwissen können wir nun also auch verstehen, wieso die großen Rivalen gegenseitig aufrüsten. Da Pakistan immer stärker mit China paktiert und Indien dem Westen nahesteht, agieren zusätzlich mächtige Verbündete im Hintergrund.^[7] Vertiefen werde ich diese hochspannenden Zusammenhänge rund um die tragischerweise ethnisch eigentlich identischen Nachbarstaaten jedoch erst im nächsten Beitrag zu dritten Weltkrieg, wenn es um mögliche Szenarien gehen wird.

Saudi-Arabien steigt zusammen mit Großbritannien, Italien, Spanien und Kanada überraschenderweise trotz massiver Zunahmen des Budgets in beiden Listen um zwei Plätze ab. Interessanterweise sehen wir bei Israel dieselbe Entwicklung, hier gibt es bei den Lebenshaltungskosten sogar einen Rückgang um ganze sechs Plätze. Wir sehen also dass gerade die prozentual am stärksten gerüsteten Staaten der SIPRI-Auswertung, zugunsten völlig neuer Player auf dem Schachfeld weichen müssen.

2. Wer befehligt die größte Armee?

Nachdem wir nun das Budget berechnet haben, geht es um den nackten Ist-Zustand der größten Armeen unseres Planeten. 49 Länder habe ich dazu verglichen und alle Daten aus der Seite „Global Firepower“ entnommen. Da ich mit militärischen Daten nicht so gut vertraut bin, weiß ich leider nicht wie seriös diese Quelle ist, ich habe sie deshalb genutzt, da sie mir am übersichtlichsten die Werte aller Staaten aufzeigen konnte und mir somit die ideale Vorrausetzung für den folgenden Vergleich bieten konnte. Als Höhepunkt habe ich dazu die Mutter der Zerstörung und Traum jedes „Dr. Strangeloves“ aufgenommen: Die Atombombe. Ob ein nächster Weltkrieg überhaupt noch mit „konventionellen“ Mitteln geschlagen wird, ist natürlich die nächste Frage, da diese jedoch nach wie vor eine Möglichkeit darstellt, werde sie trotzdem behandeln.

Die Auswertungen halten durchaus einige Überraschungen bereit und ich werde auch hier wieder auf einige im Detail eingehen. Nun lasst uns sehen, welche Heerscharen sich in einem Krieg gegenüberstehen würden:

Die Auswertungen zeigen, dass ein unglaubliches Zerstörungspotential auf der Erde wandelt. Allein beim Fakt, dass Russland und die USA jeweils über mehr als 6.000 Atombomben verfügen, sollte es jedem eiskalt über den Rücken laufen. Die USA sind durch ihre Führung in den drei wohl wichtigsten Kategorien, der Luftwaffe, Flugzeugträger und der nuklearen Macht, außerdem noch nach wie vor als Militärmacht Nr. 1 der modernen Kriegsführung anzusehen.

Wie oben bereits erwähnt gibt es jeoch auch einige interessante Dinge zu analysieren, so belegen Nordkorea und Syrien die Plätze 4 und 5 der meisten Panzer und Nordkorea verfügt sowohl über die meisten Soldaten, als auch über die meisten Kriegsschiffe der Welt. Ebenfalls fallen Ägypten und Vietnam ins Auge. Gerade Vietnam kann gesehen an der militärischen Anzahl, sogar Japan das Wasser reichen, was mich sehr verwundert hat.

Ich muss meine Analyse an dieser Stelle vor den weiteren Ausführungen in gewisser Weise in Frage stellen, denn der Fakt, dass ein Land über mehr Panzer, Schiffe oder Soldaten als ein anderes verfügt, bedeutet nicht gleich, dass dieses dadurch überlegen ist. Gerade beim Militär ist vor allem der technologische Fortschritt entscheidend. Um das zu verstehen, möchte ein überspitztes Beispiel anbringen: Zwar befehligt Land A über mehr Soldaten als Land B, jedoch kämpfen diese mit Pfeil und Bogen, während die Soldaten von Land B mit Maschinengewehren ausgestattet sind. Land A könnte also über ein 10x so großes Heer Verfügung und hätte trotzdem keine Chance.

Zwar sind die Unterschiede natürlich nicht so deutlich wie in meinem gewählten Beispiel, aber trotzdem ist ein syrischer „T-34/122“ Panzer (aus sowjetischer Produktion) einem modernen russischen „T-90“ deutlich unterlegen.^{[8] [9]} Gleiches Spiel mit dem nordkoreanischen Kampfjet „Sukhoi Su-7“ (wieder ein Überbleibsel der Sowjetunion) im Vergleich zu einem amerikanischen „F-22 Raptor“, gar zu schweigen von einer Kampfdrohne, wie der „General Atomics MQ-1C Gray Eagle“.^{[10] [11] [12]}

Die Zahlen sind zwar recht übersichtlich, aber was noch fehlt ist eine Art Zusammenfassung oder Fazit und dieses werde ich im Folgenden nachholen. Dazu habe ich einfach die Mittelwerte aller Werte bestimmt und so einen groben Überblick über gesamte Stärke der Streitmacht erstellt. Natürlich ist das nicht ganz sauber, da die Luftwaffe beispielsweise meistens gefährlicher als die Infantarie ist, jedoch geht eine solche Auswertung nicht ohne Abstriche. Wer die Nummer 1 ist, ist nicht schwer zu erraten, allerdings nähert sich bereits die Konkurrenz und auch hier sind wieder Sonderlinge zu finden:

Während die Top 4 durch meinen bisherigen Ausführungen nicht weiter verwundern, wird es darunter doch skurriler, denn dort finden sich beide koreanische Staaten, gefolgt von Vietnam und Ägypten. Bis auf Südkorea haben alle dieser Lände keine signifikate Rolle bei den Verteidigungsbudgets gespielt und trotzdem stechen sie aufgrund ihrer militärischen Stärke hervor. Ich habe mir diese Kandidaten deshalb einmal genauer unter die Lupe genommen und fange einmal bei Vietnam an.

Der Grund weshalb die vietnamesische Armee so groß ist, ist unter anderem ein Resultat des Krieges – beachtlich ist es jedoch, dass dies selbst 40 Jahren nach Kriegsende noch der Fall ist. Nicht verwunderlich, stammt also der Hauptteil des Equipments aus Sowjetzeiten oder alten US- sowie chinesischen Beständen.^[13] In der vietnamesischen Marine ist nicht ein Schiff zu finden, welches nach 2000 erbaut wurde (in Deutschland sind es 20, Japan 42, USA ca. 130 und in China fast 300).^[14] Die Soldaten, über welche das Land am drittmeisten der Welt verfügt, kämpfen mit Waffen, welche zum Großteil in der UdSSR produziert wurden. Die Armee des Landes besteht also überwiegend aus veraltetem oder erbeutetem Arsenal.

Weshalb in Ägypten das Militär stark ist, ist ebenfalls nicht schwer zu erraten, schließlich herrscht dort seit 2011 eine Militärdiktatur und auch die für afrikanische Verhältnisse gute Wirtschaft lässt gewisse Ausgaben zu.^[15] Die militärische Nummer eins in Afrika ist Ägypten mit großem Abstand, doch wie sieht dessen Arsenal im Detail aus? Nun ja, auch hier muss schon mit der Lupe nach taufrischer Ware gesucht werden, jedoch fällt eine Sache auf: Während sich bei Bodentruppen und Panzern ein recht ähnliches Bild wie Vietnam zeigt, sticht sowohl die Luftwaffe, als auch Marine in der Hinsicht hervor, da diese mit Rüstungsgütern der unterschiedlichsten Staaten ausgestattet sind.^{[16] [17] [18]} Das Herzstück bilden hier wohl ohne Frage die beiden französischen Hubschraubträger vom Typ „Mistral“.^[19] Das Militär ist im Vergleich zu Vietnam, also bereits deutlich moderner und zeigt auch mehr eigene Produktionen, allerdings ist es zu einem großen Teil dennoch eingerostet.

Bevor ich zu Nordkorea komme, will ich noch zwei, drei Sätze zu Syrien auf Platz 20 loswerden. Syrien besitzt so gut wie keine Eigenproduktion und ebenfalls stammt hier der Bestand zum Großteil aus alten Sowjettagen (ein Sturmgeweht stammt sogar noch von der deutschen Wehrmacht).^[20] Die Verbündeten Iran und Russland versuchen hier jedoch bereits mit neuere Ausstattung etwas unter die Arme zu greifen. Am stärksten schneidet Syrien bei den Panzern ab und hier macht den größten Teil das sowjetische Modell „T-55“ aus.^[21] Dieser ist der wohl meist produzierte Panzer der Geschichte und wurde bereits 1949 das erste mal eingesetzt. Ich kenne mich wie gesagt nicht zu sehr mit militärischen Werten/Ausstattungen aus, aber dass die Sowjetunion bereits 1980 begann das Modell durch bessere zu ersetzten und heutzutage nicht mehr im russischen Arsenal zu finden ist, spricht für sich. Rein militärisch gesehen, war es also eine große Leistung al-Assads gewesen, sowohl dem IS, als auch der westlichen Bombadierung getrotzt zu haben, auch wenn es ohne Unterstützung der Verbündeten sicherlich unmöglich gewesen wäre.

Jetzt bleibt noch der Blick auf das Schreckgespenst des Welt: Nordkorea. Ich persönlich war äußerst gespannt dieses Militär unter die Lupe zu nehmen, denn zu keinem Land höre ich kontroversere Berichte: Von der möglichen Bedrohung für die ganze Welt, bis zum Schoßhündchen der USA oder China, die Bandbreite ist riesig. Fakt ist jedoch, dass die Demokratische Volksrepublik Korea durch seine diktatorische Führung über einen gewaltigen Militärapparat und ein immenses Heer verfügt. Die 7,5 Millionen Soldaten in der Reserve machen unglaubliche 30 % der Bevölkerung aus. Bei der Anzahl der Atombomben belegt das Land zwar „gerade einmal“ den letzten Platz, jedoch sind bekanntlich keine Massen dieser von Nöten, um eine Wirkung zu Entfaltung. Das Equipment stammt überwiegend entweder aus russischen/sowjetischen, chinesischen oder eigenen Beständen und ist eine Mischung zwischen alten und neuen Modellen. Starten wir doch zunächst bei den Panzern, die meisten (2.000) machen hier wieder das Modell „T-55“ bzw. „T-54“ aus, gefolgt von zwei nordkoreanischen Modellen mit den Namen „Chonma-ho“ sowie „Pokpung-ho“ (jeweils etwa 1.000 Stück) und weiteren sowjetischen und einem chinesischen Panzermodell. Die Luftwaffe besteht aus alten chinesischen oder sowjetischen Jets und einer etwas moderneren russischen Variante, dem „MiG-29“.^[22] Die Marine hingegen sticht aufgrund der hohen Anzahl eigener koreanischen Produktionen hervor.^[23] Interessanterweise werden sogar derzeit zwei Helikopterträger gebaut und auch die Anzahl an etwa 70 U-Booten ist beachtlich. Im Großen und Ganzen lässt sich also sagen, dass Nordkorea seinem Zwilling Südkorea zwar vor allem durch die große Unterstützung der USA in technologischen Belangen nicht das Wasser reichen kann, jedoch trotzdem eine ernstzunehmende militärische Größe ist und man sollte nicht außer Acht lassen, dass die Regierung in Pjöngjang im Zweifelsfall sicherlich mehr bereit ist für einen Sieg zu Opfern. Auch hier wird eine gründlichere Analyse im zweiten Teil folgen, ich kann jedoch bereits sagen, ich mir paradoxerweise mehr Sorgen um die Zukunft der Nord- als der Südkoreaner mache.

Deutschland und das zweit ineffektivste Militärbudget der Welt

Kommen wir nun zu Deutschland. Ich bin an sich gar nicht so traurig über die schlechte Platzierung, wären da nicht gleichzeitig die enorm hohen Ausgaben. Wie krass das Missverhältnis zwischen Kosten und Effizienz ist, zeigen folgende Zahlen:

Anteil Deutschlands am Militär: 0,76 %

Anteil Deutschlands am Big-Mac Budget: 2,36 % (nach SIPRI sogar 2,86 %)

Kluft/Differenz: + 208 % (die Ausgaben sind also mehr als 3x so hoch wie der globale Militäranteil)

Während England mit +63 % bereits deutlich besser abschneiden, liegt Frankreich mit seinen +26 % gerade einmal 0,25 mal höher. Überraschenderweise schneidet auch China in dieser Analyse mit +85 %, deutlich ineffizienter als die USA mit +42 % ab. Russland stellt dagegen mit beinahe -50 % in Sachen Effizienz alle anderen großen Staaten weit in den Schatten.

Deutschland belegt nach meinen Auswertungen nach Saudi Arabien den zweiten Platz weltweit (!) der ineffizientesten Nutzung des Verteidigungsbudget. Diese Tatsache ist alarmierend, denn das saudische Königshaus ist bekannt dafür, gerne mal mehrere hundert Milliarden Dollar für Rüstung auszugeben und für eigene Projekte willkürlich zu gebrauchen – doch wohin verschwindet unser Steuergeld?^[24] Für mich war diese Auswertung ein Schock, denn mit dem US-Verteidigungsbudget wird bereits einiges an Schund betrieben, aber neben den Zahlen Deutschlands wirkt „Gods own Country“ wie ein braver Schuljunge. Natürlich sind das nur Vermutungen, sollten meine Zahlen jedoch nur etwas der Realität entsprechen, haben wir ein ernsthaftes Problem, denn es wird hier anscheinend massiver Missbrauch an Steuergeldern betrieben – anders lässt sich diese Schieflage nicht erklären. Die negativen Schlagzeilen über etweige Skandale aus dem Verteidungsministerum unter Ursula von der Leyen deuten ebensfalls darauf hin. Da das deutsche Verteidigungsetat auf über 70 Mrd. Euro steigen soll, sieht es am Horizont keinesfalls rosiger aus.

Militärisch gesehen, weist Deutschland eine moderne Ausstattung aus, die auch international sehr gefragt ist, allerdings findet sich das Land trotz seiner hoher Ausgaben nicht unter den großen Spielern wieder. Unser Nachbar Frankreich beispielsweise spielt nicht zuletzt durch seine Flugzeugträger in einer ganz anderen Liga, jedoch hat sich auch unsere Politik leider bereits vom Fieber der Aufrüstung ansteckt und hegt gewagte Ambitionen.

3. Cyberarmeen: Wer hat im virtuellen Raum die Nase vorn?

Das reale Schlachtfeld ist die eine Sache, doch längst findet der Krieg auch im virtuellen Raum statt. Da sich das Leben der Menschen immer mehr ins Netz verlagert, ist es auf jeden Fall ein Blick wert. Ich spreche hier jedoch nicht von Hackergruppen oder einzelnen Trollen, sondern staatlich gelengten Militäreinheiten – den sogenannten Cyberarmeen.^[25] Angriffe gab es bereits duzende, so hat zum Beispiel das nordkoreanische Militär 2 Milliarden Dollar von Banken und Kryptowährungs-Plattformen erbeutet, die USA haben im März des Jahres das venezolanische Stromnetz lahmgelegt und die israelischen NSO Group WhatsApp gehackt, um gezielt Spähsoftware zu verbreiten.^{[26] [27] [28]}

Die Recherchen zu diesem Thema sind allerdings schwierig, denn selbstverständlich werden genaue Informationen so geheim wie möglich gehalten. Ich kann hier also nur mit Anhaltspunkten arbeiten. Laut dem „World Economic Forum“ sind die fünf größten Player folgende: USA, Russland, China, Großbritannien und Israel. Die meisten Cyberangriffe im Jahr 2016 kamen aus China, gefolgt von den USA und der Türkei.^[29] Das gefürchtete Russland kommt hier gerade einmal auf Platz 10. Jedoch ist natürlich der Sinn eines erfolgreichen Angriffs die Quelle möglichst nicht preiszugeben, von daher könnte die Realität auch anders aussehen. Nach Reuters sind die Vereinigten Staaten von Amerika das bisher aggressivste Land im virtuellen Raum .

Israel ist hier ein ganz besonderer Fall, denn der eigentlich recht kleine Staat verfügt nicht nur über ein Nukleararsenal, sondern ist auch führend, wenn es um den virtuellen Raum geht.^[30] 20 % des globalen Investments in Cybersecurity (!) gingen so nach Präsident Netanyahu 2016 auf das Konto des Landes.^[31] Es ist also nicht verwunderlich, dass in Bezug auf Israel sogar von einem neuen Silicon Valley gesprochen wird. Check Point Software Technologies Ltd., das wertvollste IT-Sicherheitsunternehmen der Welt, hat seinen Hauptsitz ebenfalls in Tel Aviv und laut IT Times, sollen alle der 100 größten Konzerne der Welt dessen Sicherheitsangebote nutzen.^{[32] [33]} Doch nicht nur in Cybersecurty ist Israel mächtig, denn die wahrscheinlich beste „Hackergruppe“ der Welt wird von dort gelenkt: Die „Israel Defense Forces (IDF) Unit 8200“.^[34] Die berüchtigten Elitesoldaten werden bereits früh gescoutet und mit 14 Jahren in IT Kenntnissen geschult. So verwundert es auch nicht, dass der Militärnachrichtendienst die größte Einheit der israelischen Armee ausmacht und auch dazu dient Innovationen und Startups im Land zu fördern.^[35]Der eigentlich witzigen Staat ist also bestens auf die Zukunft vorbereitet.

Deutschland ist seit 2017 ebenfalls für den virtuellen Raum gerüstet und hat eine neue Truppe von 13.000 Soldaten der Cybersecurity und -warfare unterstellt.^[36] Diese Zahl ist gar nicht so gering, wenn man bedenkt dass der „U.S. Cyber Command“ anscheinend nur 6.000 Soldaten (nicht zu vergessen ist dabei jedoch, dass die USA ebenfalls über NSA und CIA verfügen) und die russische Cyberarmee wohl gerade mal etwa 1.000 Soldaten umfasst. Israel liegt bei einer Truppenstärke von schätzungsweise 20.000, doch China stellt mit seiner gigantischen Cyberarmee, die anscheinend bis zu 100.000 Soldaten stark sein soll, alles in den Schatten.^{[37] [38] [39] [40]}

Ebenso mysteriös ist die chinesische Schatteneinheit „PLA Unit 61398“, welche zwar von der chinesischen Regierung dementiert wird, jedoch bereits hunderte Terrabyte an Daten von 141 Konzernen, der US-Regierung und des US-Militärs gestohlen und in ihr Hauptquartier in Shanghai transferiert hat.^{[41] [42]} Ein ehemaliger IT-Lehrer von mir, war nebenbei als Programmierer aktiv und führte mit einem Unternehmen geplante Angriffe auf Systeme aus, um deren Resistenz zu testen und so auch einmal auf ein Chinesisches. Er sagte uns, dass es unmöglich für ihn war die Firewall zu durchbrechen – selbst im Team, hatten sie nicht den Hauch einer Chance. Wie gesagt, die Karten wollen im virtuellen Raum so verdeckt wie möglich bleiben und ich denke gerade dieser Bereich spielt eine zentrale Rolle. Wie lange würdet ihr ohne Internet aushalten? Geschweige den ohne Strom? Ein gezielter Blackout kann in der heutigen Gesellschaft in gewisser Weise genauso effektiv wie ein klassischer Angriff sein – gerade da die Abhängigkeit vom virtuellen Raum stetig wächst.

4. Ausblick

Wir leben in bewegten Zeiten, daher habe ich mir für den Schluss noch eine besonders brisante Auswertung aufgehoben. Eine Welt der Abrüstung wird derzeit immer undenkbarer und um das zu verdeutlichen, habe ich mir aus Wikipedia Daten herausgesucht, welche die derzeit geplanten/ im Bau befindlichen Flugzeugträger zeigen. Von den militärischen Ozeanriesen sind derzeit 24 weltweit aktiv im Einsatz und 17 neue werden gebaut oder geplant. Die globale Aufrüstung ist also im vollen Gange und meine heutigen Auswertungen werden bereits in wenigen Jahren wohl nicht mehr aktuell sein:

Nachtrag [11.02.2020]: Die sogenannte „Doomsday Clock“ („Uhr des Jüngsten Gerichts“) des „Bulletin of the Atomic Scientists” wurde nun am 23.01 leider passenderweise auf 100 Sekunden vor zwölf gestellt. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1947.

Quellenverzeichnis