Eine Frage der Perspektive: Biden vs Putin

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Eigentlich plane ich gerade einen längeren Artikel zur derzeitigen Inflation, welche sich schon lange vor der Pandemie anbahnte und ich entgegen der öffentlichen Meinung, als eine sehr große Bedrohung einschätze, jedoch bekam ich nun durch den Videogipfel zwischen den Präsidenten Joe Biden und Vladimir Putin die Chance auf einen kleinen Artikel für Zwischendrin. Um die Wichtigkeit der Betrachtung verschiedener (politscher) Perspektiven zu verdeutlichen, werde ich den Artikel „As Biden calls Putin, threat of Russian invasion of Ukraine mounts“ der dem Amazon Gründer Jeff Bezos gehörenden Washington Post und den Artikel „Russia reveals what Putin asked of Biden“ der vom russischen Staat finanzierten Russia Today vergleichen, welche beide am 07 Dezember 2021 erschienen sind.[1], [2] Ich werde dazu zunächst beide Artikel getrennt betrachten und im Anschluss ein Fazit ziehen, sowie Hintergründe einbeziehen. Als kleine Anmerkung zum Start sei angemerkt, dass ich anhand dieser einzelnen Artikel natürlich nicht die Medienoutlets selbst bewerte.


1. Russia Day: Ein fast schon nüchternes Ereignisprotokoll
2. Washington Post: Der Feind ist Putin
3. Ausblick – Was steht eigentlich auf dem Spiel?


Ein Segen des Internets ist es, dass man Nachrichten aus aller Welt empfangen kann und so nutze ich persönlich diesen Vorteil, um mich breitgefächert global zu informieren. Das interessante hierbei ist, wie unterschiedlich Ereignisse beleuchtet werden (dieses Phänomen ist bereits auch bei der nationalen Presse zu beobachten), und genau dem Werden wir heute anhand eines Beispiels genauer auf die Schliche gehen.

Was vor dem eigentlichen Inhalt bereits auffällt ist, dass beide Medienoutlets sich eines reißerischen Titels bedienen, um Interesse zu wecken. Während bei der Washington Post die Gefahr einer russischen Invasion bereits mitten im Raum steht, brüstet sich Russia Today mit Insiderwissen über Putin. Blicken wir nun jedoch einmal in die Artikel selbst und starten dabei mit Russia Today.

1. Russia Day: Fast schon ein nüchternes Ereignisprotokoll

In a “frank and businesslike” conversation Russian President Vladimir Putin asked his US counterpart Joe Biden for guarantees that NATO won’t expand further east or deploy offensive weapons to countries like Ukraine. Moscow is “seriously interested” in obtaining “reliable and firm legal guarantees” excluding NATO’s further expansion eastward and deployment of “offensive strike weapons systems in countries adjacent to Russia,” […].

Zunächst werden die Grundlagen umrissen, zum einen von welcher Art das Gespräch war und das Anliegen Russlands dabei, also die Verhinderung einer Osterweiterung der NATO.

Putin’s proposal came in response to Biden’s “concerns” about Russian troops allegedly threatening Ukraine and threats of US and allied sanctions against Russia, a subject that arose during the two-hour call.

Im nächsten Absatz wird das Anliegen der amerikanischen Seite beschrieben, welche ihrerseits eine Bedrohung der Ukraine durch Russland wahrnehmen und als eine Reaktion bereits Sanktionen verhängt haben. Man weiß hiermit über die Anliegen der beiden Seiten des Videogipfels Bescheid.

Putin used specific examples to illustrate the “destructive” policy of Kiev, which he said was aimed at completely dismantling the Minsk agreements and the ‘Normandy format’ talks. He also expressed Moscow’s serious concerns about “provocative actions” by the government in Kiev against the residents of Donetsk and Lugansk, two breakaway regions in eastern Ukraine.

Die Kritik Russlands wird in diesem Absatz noch einmal vertieft, indem der ukrainischen Regierung vorgeworfen wird, das Minsker Abkommen und die Gespräche des Normandie-Quartetts zu missachten, sowie Regionen der Ostukraine bewusst zu provozieren.

The diplomat stressed that “contact is badly needed; we have multiplying problems. There is no progression on bilateral affairs, which are more and more spiraling into a phase of acute crisis.”

Sergei Alexejewitsch, einer der stellvertretenen Außenminister der Russischen Föderation, wird wenig später von RT zitiert, um die Wichtigkeit des Dialoges zum Ausdruck zu bringen. Da Alexejewitsch selbst einige Jahre als Botschafter in den USA arbeitete, wird auf seine bilaterale Expertise zurückgegriffen.[3]

American and Ukrainian officials have repeatedly accused Russia of plotting to invade its neighbor in recent weeks. Earlier this month, US Secretary of State, Antony Blinken implored Moscow to de-escalate its purported aggressions against Kiev, or face “severe consequences.” […] Kremlin press secretary Dmitry Peskov has blasted the accusations as groundless, dubbing them as “hysteria” whipped up in the Anglophone and Ukrainian media. Meanwhile, Ukraine’s hopes to be admitted to NATO and the potential eastwards expansion of the US-led military bloc have been a point of contention for Moscow.

Das Anliegen der amerikanischen Seite wird nun ebenfalls vertieft behandelt und erneut darauf hingewiesen, dass die USA Russland als eine große Gefahr für die Ukraine wahrnehmen. Außerdem wird mit möglichen Konsequenzen im Falle einer aggressiven Handlung Russlands gedroht.

Der Presssprecher des Kremls selbst, bezeichnet diese amerikanischen Vorwürfe als „hysterisch“ und verweist auf die Bestrebungen der Ukraine sich der NATO anschließen zu wollen.

[T]he Kremlin said that it will take a long time for constructive engagement to return and the two sides have recently accused each other of escalating military tensions in Eastern Europe.

An dieser Stelle kommen wir bereits zum Ende des Artikels, in welchem das Fazit gezogen wird, dass es Zeit braucht, um die Wogen zu glätten und zu konstruktiven Gesprächen zurückzukehren. Ebenso wird konstatiert, dass die USA und Russland dem jeweils anderen die Schuld für die Eskalation des Konflikts zuweisen. Die vergleichsweise kurze Länge des Artikels ist durch ihre bündige und nüchterne sachliche Zusammenfassung der Lage zu erklären.

2. Washington Post: Der Feind ist Putin

Russian troop movement on the Ukrainian border has led to talk of invasion. With forces massing in four locations, in some cases with tanks and artillery, U.S. intelligence believes the Kremlin is planning a multi-front offensive against its smaller neighbor involving up to 175,000 troops […]. It could begin as soon as early next year, sources told The Post.

Wir merken gleich zu beginn bereits, dass in der Washington Post ein anderer Ton angeschlagen wird. Nicht mit den Begebenheiten des Videogipfel beginnt dieser Artikel, sondern mit der durch unbekannte Quellen übermittelten möglichweise drohenden Invasion der Ukraine durch Russland. Ich sage besser gleich zu Beginn, dass der Absatz der Washington Post länger wird, da der Artikel deutlich länger ausfällt und zudem vieles ausgeschmückt wird, was jedoch nicht mit einem entsprechenden Qualitätswachstum korrelieren muss.

This ominous threat of major ground war in Europe hangs over President Biden’s call with Russian President Vladimir Putin on Tuesday. […] “The Augean stables in our bilateral relations can hardly be cleaned out over several hours of negotiations,” Russian presidential spokesman Dmitry Peskov told Russia’s TV Channel One on Monday.

Erneut wird die Gefahr einer Invasion erwähnt, worauf der russische Präsidentensprecher Dmitry Peskov zitiert wird, welcher betont, dass die großen Konflikte der beiden Staaten nicht innerhalb paar Stunden geklärt werden können. Welche Anliegen Russland hat, wird jedoch nicht erwähnt.

Putin has staked out that Ukraine is part of its sphere of influence and is betting that the Kremlin cares more about its neighbor than the United States does. The United States has threatened sanctions, but to some in Moscow, that’s nothing: Russia is already sanctioned to the hilt and has prepared for worse to come. For Putin, if it’s a gamble, it’s a calculated one. […] [T]he Western military alliance has repeatedly suggested Ukraine should be allowed to choose its own future and Biden has pushed back on the ultimatum publicly. “I won’t accept anybody’s red line,” the U.S. leader said Friday. And so Putin’s hand looks dicey indeed.

Was mit diesem Absatz ausgedrückt wird, ist die nicht ganz zu Unrecht im Raum stehende geographische Nähe der Ukraine zu Russland und damit die unausweichliche gegenseitige Abhängigkeit. Von russischer Seite besteht diese in einer Pufferzone zur NATO, doch diese verschwindet zunehmend. Die Ukraine befindet sich insofern in einer misslichen Lage, dass sie niemals wirklich unabhängig von ihrem riesigen Nachbarn sein kann, und historisch keinesfalls auf die besten Erfahrungen mit dem großen Bruder zurückblickt. Den Ansatz der Selbstbestimmtheit der Nationen, welchen die NATO verfolgt, begrüße ich im Grunde, würde man dabei nicht das Interesse Russlands ausblenden. Zur Veranschaulichung drehe ich hier einmal den Spieß um und verweise darauf, wie sehr es den USA missfiel als in Kuba Castros Revolution glückte und die Insel in das sowjetische Einflussgebiet fiel. Da die Vereinigten Staaten damals nicht nur tatsächlich eine Invasion durchführten, sondern ebenfalls mehrere gescheiterte Attentate auf Castro verübten, lehnt es Washington also mindestens ebenso sehr wie Moskau ab, wenn fremde Mächte in dessen Vorgarten schnüffeln.

Beschrieben werden in diesem Artikel ebenfalls die Sanktionen der NATO gegen Russland, welcher der Artikel als wirkungslos beschreibt, ohne dabei die oben beschriebene geopolitische Wichtigkeit der Ukraine für Russland zu beachten. Es wird Putin in diesem Zusammenhang zudem unterstellt, er würde ein geplantes Spiel spielen, während er gleichzeitig jedoch paradoxerweise an Einfluss an seiner Ostgrenzte einbüßt.

Last spring, when there was a similar […] buildup of Russian troops along the border with Ukraine, the United States responded by offering Putin an in-person summit in Geneva. Though that event was carefully managed to avoid giving Russia the upper hand — Putin, frequently late in meetings with other world leaders, was arranged to arrive first at the venue […]. Putin was a “worthy adversary,” Biden admitted to reporters ahead of the meeting. “There has been no hostility,” Putin told reporters after their June conversation. “On the contrary, our meeting took place in a constructive spirit.”

Abschnitte wie dieser finden sich viele. Es werden Dinge über Russland und Putin ausgeschmückt, teils unterstellt und gespickt mit vergangenen Ereignissen. Eigentlich hätte ich diesen Absatz ebenfalls streichen können, würde dieser nicht perfekt zeigen mit welch plumpen Mittel die Washington Post versucht zu diskreteren, denn es wird vorgeworfen, dass Putin oft zu spät bei Treffen erscheine und man diesmal extra darauf geachtet habe, dass dieser als Erster erscheine. Man soll und darf jede Person kritisieren dürfen, aber eine solche Banalität hat in einem Artikel mit dem Anspruch von Seriosität und Sachlichkeit nichts zu suchen.

Interessant ist ebenfalls, dass der Inhalt hier dem Grundton des Artikels widerspricht, so wird geschrieben, dass Putin ein „worthy adversary” sei, dass es keine Feindlichkeit auf dem vergangenen Gipfel in Genf gegeben habe und der Austausch konstruktiv gewesen wäre. Weshalb wird also Putin als gefährliche Eroberer stilisiert, wenn man diesen gleichzeitig, zu einem Pläuschchen nach Genf einladen und die mögliche Gefahr durch ein einfaches Gespräch abwenden kann?

Es folgen weitere Zeilen über die Vergangenheit zwischen Russland und der Ukraine, welche jedoch den Rahmen sprengen würden und gerne selbst im Artikel nachgelesen werden können.

Officials in Moscow have complained about Western arms sales to Ukraine, as well as recent flights by U.S. strategic bombers over the Black Sea near Russian borders. Ukraine may not be a NATO member, but it acts like one.

Nun ist es endlich so weit, wir erfahren die Anliegen der russischen Seite beim Videogipfel. Russland wirft der NATO also vor, die Ukraine mit Waffen zu beliefern und durch U.S. Fluggeschwader an der Grenze zu Russland deren Souveränität zu gefährden.

Tuesday’s summit is unlikely to end Putin’s paranoia about Ukraine. Ruling out any future NATO membership for Ukraine is a nonstarter for the United States […]. In Washington and other European capitals, there may be frustration with Kyiv, but it is dwarfed by anger at Russian belligerence.

Als ein Zwischenfazit wird von der Washington Post zusammengefasst, dass der Videogipfel wahrscheinlich nichts an der Situation in der Ukraine ändern wird und, dass die Verhinderung der NATO-Mitgliedschaft der Ukraine für die USA nicht zur Debatte stünde. Sicherlich wird die „Paranoia“ Putins nicht enden, solange die Spannung in dieser Weise besteht und auch die „Paranoia“ Bidens würde nicht enden, solange russische Truppen an der Grenze zu den USA von Mexiko stünden. Ich weiß durch persönliche Gespräche, sowie Reisen nach Polen, Ungarn und auch in die Ukraine, dass man dort, vor allem durch die historischen Ereignisse, zum Großteil tatsächlich Russland sehr misstraut und die Politik Moskaus ablehnt – nicht ohne Grund selbstverständlich -, und doch reicht das nicht aus, um Russland eine aktuelle Kriegslust zu diagnostizieren, wie es hier geschieht. Im Blick auf die NATO und den verheerenden Folgen des „War on Terror“ sieht das wesentlich anders aus. Mir geht es mit diesen Vergleichen gar nicht darum die Russische Föderation als ein Friedensengel darstellen zu lassen – was allein schon an der massiven Aufrüstung scheitern würde – sondern, dass es absolut unglaubwürdig ist, dass diese Vorwürfe gerade von den USA kommen und hier einseitig berichtet wird.

Stent, writing in Foreign Affairs, argues that Biden needs to think more like Putin on Ukraine and get some of that sphinx-like inscrutability going for the United States. Though the United States has hinted at major sanctions against Russia, including a potential disconnection from SWIFT, the U.S. banking data system, some analysts suggest it’s time for a new playbook.

Dieser Abschnitt ist schließlich der vielleicht gefährlichste des Artikels, da durch vorher aufgebaute drohende Gefahr durch Russland nun härte Maßnahmen von Seiten Bidens legitimiert werden sollen. Gegen einen Schurken hilft nur eine harte Handhabung, also ist jede Form der Sanktion erlaubt. Eigentlich geht hier die Washington Post sogar noch weiter und rät durch die Journalistin und Autorin Angela Stent US-Präsident Biden ebenfalls zu einem Schurken zu werden. Ob und inwiefern die Sanktionen/Maßnahmen überhaupt angemessen und begründet sind, spielt hier bereits keine Rolle mehr. Ich möchte damit nicht in abrede stellen, dass Putin autoritär regiert, denn sicherlich haben seine Antikorruptionskampanien und Kämpfe gegen die alten Oligarchenherrschaft, ihm einen gewaltigen Machtzuwachs gewährt und innenpolitisch nahezu Konkurrenzlos gemacht,[4] doch die Frage nach dem Zustand der russischen Demokratie alleine rechtfertigt keine Rhetorik, bei dem ein 3. Weltkrieg auf dem Spiel steht.

The risk of miscalculation is high, however, and even the more hopeful analysts are concerned about the threat of conflict. As Carnegie’s Rumer said, “It’s difficult to reengage with someone who basically is holding a gun to your head.”

Wie sehr sich die Artikel von Russia Today und Washington Post unterscheiden, wird nochmals in deren Schlussworten sichtbar. Während bei RT der Kreml zitiert wird, welcher auf die Wichtigkeit von konstruktiven Gesprächen pocht, wird bei der Washington Post erneut Russland als der eindeutig Schuldige des Konflikts stilisiert und die Leser durch den Direktor des „Carnegie’s Russia and Eurasia Program“ Eugene Rumer mit einem völlig übertriebenen Statement entlassen. Die Pointe der Pistole würde, wenn überhaupt andersherum einen Sinn ergeben und wäre auch dann nicht korrekt, denn Russland hat zwar seine Macht innerhalb der ehemaligen Sowjetunion fast gänzlich zungunsten der USA und China eingebüßt, aber kann sich letztlich durch das Militär, Rohstoffvorkommen von Öl und Gas, den letzten wichtigen Militärbasen wie dem Flottenstützpunkt Sewastopol auf der Krim und vor allem taktische Bündnisse mit beispielsweise China behaupten.[5], [6] Man sollte den größten Staat der Erde zwar nicht unterschätzen, aber er ist trotzdem längst keine Weltmacht mehr und selbst wenn das Szenario einer Invasion der Ukraine, oder sogar ganz Europas eintreffen würde, wären die USA abgesehen ihrer europäischen Stützpunkte, bezüglich dem Spruch der Pistole, immer noch nicht direkt betroffen.

3. Ausblick – Was steht eigentlich auf dem Spiel?

Trotz dem großen Gefälle zwischen der Länge er Artikel und meiner Kommentare, finde ich, dass sich die Artikel gut für einen Vergleich eignen, denn man kann doch große Unterschiede in den aufbereiteten Informationen und der journalistischen Sorgfaltspflicht sehen. In diesem Sinne ist es passend, dass es sich um einen Russia Today Artikel handelt, denn wenig andere journalistische Erzeugnisse werden in dieser Weise in Deutschland diskeditiert und zensiert. „300 Millionen Dollar pumpt der Kreml pro Jahr in den Sender“, was beispielsweise laut den Recherchen des SWR3 bedenklich sei, „denn der Geldgeber könnte ja ebenfalls Interessen verfolgen, beispielsweise die eigene Meinung statt einer objektiven Berichterstattung zu verbreiten“[7]. Ich würde dem gar nicht widersprechen und interessanterweise wird in das deutsche Pendant Deutsche Welle nach eigenen Angaben mit 390 Millionen Euro (ca. 440 Millionen Dollar) sogar gleichzeitig gut 100 Millionen Dollar mehr pro Jahr „reingepumpt“.[8]  Obwohl also Russia Today klar der Gefahr einer subjektiven Berichtserstattung unterliegt, wurde in diesem Fall klar deutlich objektiver als von Washington Post berichtet und das obwohl eigene Interessen direkt betroffen sind.

Für mich ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass der besprochene Grundkonflikt brandgefährlich ist und gerade auch für Deutschland schwerwiegende Folgen birgt. Der NATO-Beitritt von Russland stand in den 90er/Anfang der 2000er Jahren sogar noch im Raum, doch nachdem etwa der „War on Terror“ durch die Russische Föderation nicht unterstützt wurde und die NATO das mehrmalige Versprechen, sich nicht weiter gen Osten zu erweitern, vielmals brach, entzweiten sich die beiden ehemaligen Erzrivalen zunehmend wieder voneinander.[9] Wir nehmen die Meldungen der großen NATO-Truppenübungen an der russischen Grenze heute oft nur als Nebeninformation wahr, aber stellen wir uns einmal für einen Moment vor, Russland, China und der Iran würden in Mexiko Truppenübungen an der amerikanischen Grenze durchführen – zurecht, gäbe es einen Aufschrei. In diesem Sinne sehe ich es grob fahrlässig, dass die Washington Post scheinbar bewusst die russische Sicht herunterspielt und durch diese geschickte Taktik nur einen Teil der Wahrheit offenbart.

Ich weiß aus meiner Warte nicht, weshalb man in der amerikanischen Berichtserstattung dieses gefährliche Spiel so bewusst spielt, jedem Europäer muss jedoch bewusst sein, dass wir hier im Zweifelsfall unser Leben opfern, denn es wird beim Ausbruch dieses Konfliktes höchstwahrscheinlich nicht bei der Ukraine bleiben und anders als bei dem gegen Ende klaren Kräfteverhältnis des kalten Krieges zugunsten der USA, sieht es heute bei der Koalition Russland-China deutlich anders aus. Von amerikanischen Geostrategen Greorge Friedman dem Gründer von Stratfor (Strategic Forecasting, Inc) wissen wir zumindest aufgrund seiner Rede beim Think Tank „Chicago Council on Global Affairs“, dass ein Ziel der US-Außenpolitik die Verhinderung einer Annäherung zwischen Deutschland und Russland ist. Da in Deutschland nun Annalena Baerbock zur Außenministerin ernannt wurde, welche für ihren Harten Kurs gegen Russland bekannt ist, sehe in naher Zukunft keine Entspannung der deutsch-russischen Beziehungen, ganz im Gegenteil ist der Ton hier teilweise sogar noch härter. Wer glaubt der Artikel von der Washington Post sei parteiisch, der sollte sich beispielsweise einmal die leider eindeutige Propaganda der Süddeutschen Zeitung zum Videogipfel durchlesen, was ganz den Worte Friedmans entspricht. Dies geschieht leider jedoch offensichtlich entgegen nationaler Interessen und Bedürfnisse, was sich nicht zusetzt am Streit über die neue Gaspipeline „Nord Stream 2“ zeigt, denn wir bedingen Russland als Handelspartner und erst recht war hier kein einziges Mal in der Geschichte eine größenwahnsinnige Kriegserklärung aussichtsreich. Noch bleibt jedoch die Hoffnung, dass sich der gefährliche Konflikt wieder entschärft, auch wenn dafür viel Zeit, Geduld und Aufrichtigkeit von Nöten sind.


Quellenverzeichnis

1. https://www.washingtonpost.com/world/2021/12/07/putin-biden-call-preview/
2. https://www.rt.com/russia/542486-putin-biden-guarantees-ukraine/
3. https://www.mid.ru/de/about/structure/deputy_ministers/- /asset_publisher/7AT17IymWZWQ/content/id/647925
4. https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/13091/ssoar-gusb-2003-34-rahr richtungsstreit_uber_kunftige_reformpolitik.pdf?sequence=1&isAllowed=y&lnkname=ssoar-gusb-2003-34- rahr-richtungsstreit_uber_kunftige_reformpolitik.pdf
5. https://www.dw.com/de/marine-experte-krim-ist-russlands-sprungbrett-ins-mittelmeer/a-17463353
6. https://www.n-tv.de/politik/China-und-Russland-bauen-Militaer-Kooperation-aus-article22884386.html
7. https://www.swr3.de/aktuell/fake-news-check/ist-russia-today-propaganda-von-putin-russland-100.html
8. https://www.dw.com/de/dw-etat-2021-haushaltsausschuss-bewilligt-zus%C3%A4tzlich-255-millionen euro/a-55767869
9. https://ostexperte.de/russland-nato-mitglied

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