Die Süddeutsche Zeitung hat Angst – Eine Analyse ihres Artikels über Mr. Dax

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SZ Dirk Müller (Börsenmakler, Fondsmanager, Journalist und Publizist) auch bekannt als „Mr. Dax“ zählt mit seinem YouTube-Kanal Cashkurs einer meiner wichtigsten YouTube-Abonnenten und umso überraschender fand ich es, als mir heute Morgen beim obligatorischen „Zeitungsbeäugen“ ein Artikel der Süddeutschen Zeitung über ihn ins Auge fiel. Ehrlich gesagt dachte ich, dass die selbsternannten Qualitätsjournalisten der SZ bewusst einen Bogen um alternative Newsportale machen, doch anscheinend ist die Lage bereits so ernst, dass man die Offensive startet. Dieser Artikel hat mich wie fast kein anderer Artikel vor ihm geschockt und deshalb werde ich im Folgenden detailliert auf einige Textpassagen des Artikels „Kurswechsel“, „DER SEITE DREI“ des Autors Jan Schmidbauers von Ausgabe 268 der SZ, vom 21. November 2018 eingehen und diese analysieren.

Mehrere Hundert Menschen sitzen im Saal, junge Männer, Typ BWL, ältere Männer, Typ Kleinaktionär, wenig Frauen. Ein Duft von Aftershave und Flaschenbier.

Bereits kurz nach der 20 Zeile geht es ins Eingemachte. Interessant ist hier vor allem die Aussage „wenig Frauen“. Subtil, aber doch unübersehbar wird hier die erste Abwertung vorgenommen. Wenig Frauen? Klar, der erste Gedanke schießt bereits in den Kopf: Was ist denn mit der Gleichberechtigung? Der Denkfehler liegt jedoch, wie oft bei diesen Vorwürfen, am freien Willen. Ich habe die Ankündigung von Dirk Müllers neuen Programms „Lasst den Bullen los – vom Sparer zum Aktionär“ (um welches es im oberen Abschnitt geht) mitverfolgt und an keiner Stelle wurde etwas in die Richtung „Frauen unerwünscht“ angedeutet. Es war also die freie Entscheidung eines jeden sich zum Programm anzumelden. Die Passage „Ein Duft von Aftershave und Flaschenbier.“ unterstreicht, dass es sich hierbei nicht um eine sachliche Feststellung, sondern eine unterschwellige Denunzierung handelt. Ganz nebenbei wird durch die Bezeichnungen „Typ BWL“ und „Typ Kleinaktionär“ dem Publikum seines Programms eine schlechte Note verpasst, wobei sich Leser zweimal überlegen sollen ob diese auch dazugehören wollen. Man kann das Programm oder auch Dirk Müllers Aktienfond sicherlich kritisieren, aber schön wäre hier eine inhaltliche Kritik und nicht solche Oberflächlichkeiten.

Heute begegnet man Dirk Müller seltener, zumindest in den klassischen Medien. Das ärgert ihn maßlos. Natürlich weiß er, woran das liegt: Es gibt inzwischen auch einen anderen Dirk Müller. Einem, dem es nicht mehr reicht, über die Finanzmärkte zu sprechen. Dieser Dirk Müller erklärt die Weltpolitik, wie er sie sieht, und er vertritt dabei immer extremere Thesen.

Jan Schmidbauer unterliegt hier einer bekannten Illusion (möglicherweise absichtlich?) und zwar die der „Machtteilung“. Das Bedeutet, dass die Finanzwelt, der Journalismus und die Wirtschaft in eigenen abgeschlossenen Bereichen neben dem Weltgeschehen und der Politik agieren würden. So wie Dirk Müller es selbst immer betont, möchte auch ich hier erwähnen: Friedliche Koexistenz gibt es zwischen diesen Bereichen nicht und am allerwenigsten zwischen der Finanzwelt und dem Weltgeschehen. Ein Blick zur Börse ist immer auch ein Blick auf weltweite Trends, denn in einer globalen Welt ist der Handel immer auch Indikator für Veränderungen. Insofern handelt es sich auch nicht um einen „anderen Dirk Müller“, das Framing hat sich lediglich verändert/verhärtet.

Er schreibt über den Dieselskandal, den er für die Folge einer amerikanischen „Plutokraten-“ Kampagne gegen die deutsche Automobilindustrie hält. Er schreibt über Emmanuel Macron, „der durch einflussreiche Gönner wie Rothschild aufgebaut“ und zum französischen Präsidenten „herangezüchtet“ worden sei. Die zentrale These seines Buches: Wir leben in einer „Scheindemokratie“. Er schreibt: „Das Volk HAT nichts zu entscheiden.“

Hier muss ich der SZ Recht geben, denn das Volk hat tatsächlich etwas zu entscheiden und zwar die Bundes- und Landtagswahlen alle vier Jahre. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass es die restliche Zeit der vier Jahre so gut wie nichts zu entscheiden gibt und das ist nur die Spitze des Eisberges. Eine repräsentative Demokratie, ist der perfekte Schein einer Demokratie. Es muss dabei nicht um eine große Verschwörung gehen, es reicht, dass ein Spitzenpolitiker die Aussicht auf einen Platz im Vorstand eines Unternehmens bekommt und schon können diesen die Meinungen des „Pöbels“ nicht mehr interessieren. Wie wäre es in der Hinsicht mal mit einer Recherche über unsere Ex-Politiker, welche einen sanften Übergang in diversen Aufsichtsräten und Vorständen unseres und anderen Ländern erhalten haben?

Da die Süddeutsche Zeitung als Bestandteil der Atlantikbrücke gute Beziehungen zu den USA pflegt, wird die dortige Plutokratie in Anführungsstriche gesetzt. Der Dieselskandal ist überhaupt erst in Amerika aufgeflogen und um einmal die WirtschaftsWoche zu zierten: „Ohne Druck der USA gäbe es kaum Aufklärung.“[1] Betrug an Automobil-Software ist kein Delikt welches nur deutschen/europäischen Autoherstellern nachzuweisen ist und trotzdem sind es komischerweise nur diese welche in Kritik geraten.[2]

Zum Thema Macron will ich hier einmal Wikipedia zitieren: „[Er] erhielt […] 2008 mit 31 Jahren eine Position als Investmentbanker bei der Pariser Investmentbank Rothschild & Cie. Zwei Jahre später wurde er Partner (associé-gérant) bei Rothschild.“[3] Dass es für Marcon unter anderem durch diese Kontakte einfach war Präsident zu werden, hat jedoch nichts damit zu tun, dass diese Bank jüdischen Ursprungs ist, sondern, dass diese Einfluss hat. Der französische Präsident wird selbstverständlich immer noch vom französischen Volk gewählt, jedoch sind Menschen mit dem nötigen „Kleingeld“, Kontakten und Know-how manipulierbar. Ich empfehle an dieser Stelle das Buch „Psychologie der Massen“ („Psychologie des foules“) von Gustave Le Bon. An Macron ist leider so gut wie alles sehr merkwürdig, angefangen mit seiner Partei En March, mit welcher er die Wahlen bereits knapp ein Jahr nach deren Gründung gewann (dies schaffte nicht einmal die NSDAP im Nachkriegsdeutschland), über seinen kometenhaften Aufstieg, die quasi sofortige Verleihung des Karlspreises, bis hin zur Wahlteilnahme selbst. Denn bei den Wahlen gab es ein Rekordhoch von 4,2 Millionen ungültiger Stimmen. Zum Vergleich waren es in Deutschland 2017 gerade mal ca. 500.000 und das bei deutlich mehr Wahlbeteiligten.[4] Würde man Nichtwähler und ungültige Stimmen zusammenzählen, käme man auf 16 Mio. von 47,5 Mio. Wahlberechtigten. Das muss man sich einmal vorstellen: Faktisch hat also jeder 3. wahlberechtigte Franzose gar nicht an der französischen Wahl teilgenommen, während im ersten Wahldurchlauf nicht mal jeder fünfte, also gerade einmal 8,6 Millionen Franzosen für den amtierenden Präsidenten stimmten. Bei Emmanuel Macron deutet sehr viel darauf hin, dass er genau da ist wo er sein soll und auch wenn ich Dirk Müller das Vokabular „heranzüchten“ nicht zuordnen würde, so kann man doch eindeutige Bestrebungen einflussreicher Leute im Hintergrund erkennen.

Max Otte hat zu der Veranstaltung geladen, ebenfalls Börsenfachmann und Ausrichter des „Neuen Hambacher Fests“, eine Art „Patrioten“-Treffen, an dem unter anderem AfD-Politiker Jörg Meuthen und Tilo Sarrazin teilnahmen. Markus Gärtner ist angereist, Autor des Buchs „Lückenpresse“. Auch da: Der AfD-Bundestagsabgeordnete und Chef des mächtigen Haushaltsausschusses, Peter Boehringer, der die Kanzlerin in einer Mail auf übelste Weise für ihre Flüchtlingspolitik beschimpft haben soll.

Was hier passiert ist eine typische Art der Diskreditierung, welche Gunnar Kaiser auch in seinem gelungenen Video „Wie man Menschen fertig macht“ wunderbar beschrieben hat. Man versucht Dirk Müller unvorteilhafte Verbindungen zu unterstellen und scheut dabei nicht davor um drei Ecken zu denken. Ich möchte hier mal eines von vielen Beispiel anbringen: Person A ist in Schule X zur Schule gegangen. Da Schule X ein schlechtes Drogenimage erhält, wird nun Person A von Person B eine Drogenvergangenheit nachgesagt.

Dirk Müller hat keinerlei Einfluss auf die Teilnehmer der Veranstaltung und folglich muss er auch in keinerlei Beziehungen zu jenen stehen. Noch weniger kann er etwas dafür, dass eine Person (mit der er übrigens noch nie in Verbindung gebracht wurde) eine wüste Mail an die Kanzlerin geschrieben hat. Zu besagter Veranstaltung dem „Privatinvestor-Tag“ war Peter Boehringer deshalb geladen, weil er wie oben beschrieben der Vorsitzender des Haushaltsausschusses im Deutschen Bundestags ist und somit den Anlegern den besten Blick über den finanzpolitische Situation geben kann. Markus Gärtner war wirklich ebenfalls Co-Teilnehmer und auch Autor, jedoch heißt sein Buch „Lügenpresse“, das Buch „Lückenpresse“ stammt vom Autor Ulrich Teusch – das aber nur nebenbei bemerkt.

Die fiese Taktik der Denunzierung, wie Sie die SZ hier durchführt, ist leider sehr beliebt und auf diese Weise kann man jeder X-Beliebigen Person eine Verbindung zu missliebigen Organisationen oder Personen unterstellen. Hier fängt der Artikel an Dirk Müller ganz bewusst in eine bestimmte Ecke drängen zu wollen.

Da schaut sich Müller um, im leeren Frühstückssaal, rückt einige Zentimeter heran, er flüstert jetzt fast: „Es gibt diese Netzwerke“, sagt er ernst. Aber er werde einen Teufel tun, auf dieses Eis zu gehen. Er werde darüber weder sprechen noch schreiben. Er bleibe in diesem nebulösen Bereich. Ganz bewusst.

Wenn ich diese Passage ganz nüchtern lese, würde ich diese nicht einem seriösen Printmedium zuordnen, sondern eher der BILD-Zeitung. Noch während ich die Analyse des Textes geschrieben habe, hat Dirk Müller selbst eine Stellungnahme zu dem Artikel veröffentlicht und in dieser wird deutlich, dass hier anscheinend eindeutig gelogen wurde. Es steht somit Aussage gegen Aussage, wobei der tatsächliche Konsenz der obrigen Passage doch äußerst dürftig ist. Dafür, dass sich Dirk Müller 2 Stunden für Jan Schmidbauer Zeit genommen hat, wundert es mich doch sehr, wie wenig inhaltliches aus dem Gespräch in diesem Artikel übriggeblieben ist.

Es gibt Probleme, die Dirk Müller hätte ansprechen können. Er, der sich selbst als Journalist und Publizist bezeichnet, hätte über Lobbyismus schreiben können, er hätte recherchieren können, in welchen Bereichen Unternehmen politische Entscheidungen beeinflussen. Aber sachliche Analysen findet man bei Müller selten.

Wir erinnern uns, noch ein paar Zeilen weiter oben stand folgendes: „Emmanuel Macron, der durch […] Rothschild aufgebaut und zum französischen Präsidenten „herangezüchtet“ worden sei“. Wir haben hier beides, ein Unternehmen (Rothschild) und die Beeinflussung in politische Entscheidungen. Ganz abgesehen davon möchte ich hier einige Beispiele von Dirk Müller zum Thema Lobbyismus verlinken: „Facebook und die Verknüpfung mit dem WEF Dokument ‚The Known Traveller“, „VISA zahlt Bestechungsgeld für Bargeldabschaffung“, „RWE kauft sich von Atommüll frei“, „Imagekampagne für Friedrich Merz bei BlackRock durch Steuer-Razzia“. Kurz gesagt, hier haben wir eine weitere glatte Lüge und abseits der offensichtlichen Doppelmoral finde ich es besonders interessant, dass Jan Schmidbauer durch diese Passage doch zugibt, dass es Überschneidungen zwischen den „Mächten“ (in dem Fall Politik und Wirtschaft) gibt.

Für seine Plutokratie-These zum Beispiel muss der vor Jahrzehnten verstorbene Philosoph Richard Coudenhove-Kalergi als Kronzeuge herhalten, mit Passagen aus einem Buch, das zu Zeiten der Weimarer Republik erschienen ist. Andere Behauptungen kommen nicht einmal mit solch kuriosen Verweisen daher.

Richard Coudenhove-Kalergi einen der Gründungsväter der Europäischen Union, ersten Karlspreisträger und Gründer der Paneuropa-Union, so zu degradieren ist schon ein hartes Stück. Auch wenn man große Bedenken für Coudenhove-Kalergis Visionen von Europa haben kann, so gibt es doch kaum eine bessere Quelle, wenn es um die jetzige Ordnung der europäischen und amerikanischen Gesellschaft geht. Will Jan Schmidbauer uns mit dieser Passage also mitteilen, dass ältere Quellen keine Relevanz haben? Zählt nun also ein Zitat von Leonardo da Vinci, Dwight D. Eisenhower oder Martin Luther King als ein „kurioser Verweis“?

Für [Professor] Butter deutet vieles darauf hin, dass Müller mit seinen Thesen ein einschlägiges Publikum bedienen will, ein Publikum, das nach Verschwörungstheorien giert und das eher im neurechten Spektrum zu Hause ist: nationalistisch, antiamerikanisch, teilweise auch antisemitisch eingestellt.

Der Artikel hat sich nun Hilfe vom Amerikanistik-Professor Micheal Butter geholt und kommt nun richtig in Fahrt. Butter ist stellvertretender Vorsitzender einer Organisation der Europäischen Union gegen Verschwörungstheorien. Man beginnt nach dem vorherigen Geplänkel nun mit dem Frontalangriff und es wird deutlich auf was man eigentlich hinauswill: Dirk Müller soll als rechter Verschwörungstheoretiker abgestempelt werden. Ich persönlich kann die meisten von Dirk Müllers Aussagen voll und ganz nachvollziehen, bin ich nach der Deutung eines „neurechten“ nun also ebenfalls ein Nazi?

Bleiben wir mal bei den drei Begriffen: nationalistisch, antiamerikanisch, […] antisemitisch. Diese Begriffe erleben derzeit Hochkonjunktur, es vergeht kein Tag in dem ich nicht mindestens einen dieser drei lese. „Antiamerikanisch“ ist dabei in gewisser Weise Vorreiter des heutzutage ausgelegten Antisemitismus. Unter antiamerikanisch ist nicht die Haltung gegen die USA als Staat, sondern gegen die amerikanische Politik gemeint. Das ist ein riesiger Unterschied und trotzdem wird es uns verkauft, als hätte man etwas gegen das Land oder dessen Bevölkerung. Teilnehmer einer PEGIDA-Demo sind das genaue Gegenteil von Antideutschen, wären aber nach dieser Definition welche. Fast schon witzig ist, dass auch Amerikanern selbst Antiamerikanismus vorgeworfen wird und das alles, weil deren Politik ein derart perfides Spiel um die Deutungshoheit spielt – auf ebenjener Klaviatur versteht sich auch die SZ meisterlich zu spielen.

Man will uns erzählen, russische Internetaktivisten hätten mit gekauften Facebook-Anzeigen – im Wert von 100 000 US-Dollar! – die Wahl des amerikanischen Präsidenten beeinflusst“, schreibt Müller. Das die Inhalte aus russischen Quellen laut Facebook wohl 126 Millionen US-Nutzer erreichten, erwähnt Müller nicht.

Es ist nicht möglich mit 100.000 US-Dollarn 126 Millionen Nutzer auf Facebook zu erreichen. Das ist es was Dirk Müller mitteilen wollte und die SZ wohl nicht so recht verstehen will. Da ich beruflich unter anderem auch mit Anzeigen zu tun habe, weiß ich etwa wie teuer allein eine Anzeige ist und habe hier mal etwas nachgeforscht. Auf der Preisliste der Süddeutschen Zeitung kostet eine Seite Werbung 73.600,00 € unter der Woche (vgl. Seite 6) und damit werden laut ihrer Eigenreklame 1,24 Mio. Menschen erreicht. Bei Facebook ist das Ganze nicht so einfach zu sagen, denn die Kosten variieren sehr stark. An der einen Stelle kann man 0,50 € pro Klick lesen, meine persönliche Erfahrung hat gezeigt, dass man bei einer niedrigen Reichweite von 2.000 bei ca. 50,00 € landet, das wären 0,025 € pro Klick. Jedoch steigen die Kosten je nach Reichweite natürlich. Selbst wenn wir den geringen Satz von 0,025 € nehmen, landen wir bei einer Reichweite von 126 Mio. bei 3,15 Mio. €. Klar, rechnen wir hier in Euro und nicht Dollar, aber die extremen Unterschiede sind trotzdem ersichtlich. Selbst bei einer kleinen Anzeige für eine Regionale Zeitung (89×64 mm) kann man gerne mal bei 100,00 – 150,00 € landen und dabei nur eine Reichweite von ca. 10.000 erreichen. Gerade die SZ sollte eigentlich wissen wie teuer Werbung ist. Wenn es wirklich möglich wäre, mit diesen geringen Kosten so viele Menschen zu erreichen, hätte sich Facebook mehrstellige Millionenbeträge durch die Lappen gehen lassen und die Wahlkampfkosten von satten 6,9 Mrd. Dollar wären völlig für die Katz. Tja, aber wer weiß, vielleicht kennen die Russen geheime Wege mit einem lächerlichen Betrag von 100.000 US-Dollar den wohl teuersten Wahlkampf der Welt zu entscheiden.

Er lässt Namen wie Rothschild fallen. An anderer Stelle taucht, wie aus dem Nichts, der Investor George Soros auf, dessen jüdische Familie die Besetzung Ungarns durch die Nazis überlebt hat. Ausgerechnet Soros, der immer wieder im Zentrum antisemitischer Verschwörungstheorien steht und zur Hassfigur der neuen Rechten schlechthin geworden ist. Zufall? Eher kein Zufall, sagt Micheal Butter. „Da haben Sie, platt gesagt, den nächsten Juden, der ins Spiel kommt.“

Diese Aneinanderreihung von losen Vorwürfen wären absolut wirkungslos, wenn das eigentliche Thema nicht so ernst wäre. Es wird nun Vollends die Nazi-Keule ausgepackt. Dirk Müller wird hier versucht eine antisemitische Haltung nachzusagen beruhend darauf, dass er den Namen Rothschild „fallen lässt“ und an anderer Stelle George Soros „auftaucht“. Diese Definition des Antisemitismus ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Holocaust-Überlebenden. Ist nun also auch die FAZ, welche über den Aufstieg der Rothschilds schrieb antisemitisch?

Das heißt nicht, dass Dirk Müller selbst ein Rechtspopulist oder Antisemit ist.

Na was denn nun? Darf ich Dirk Müller ans virtuelle Kreuz nageln oder nicht? Es spielt sowieso keine Rolle mehr, denn die Nazi-Keule hat jenen bereits mit voller Wucht K.O. geschlagen. Ohne Frage, eine gerissene Taktik das Ziel erst zu denunzieren, nur um daraufhin seine Aussagen zu Relativieren.

Sollte man nicht belegen können, was man schreibt? Gerade, wenn man ein so großes Publikum erreicht? […] Da lässt sich Müller in den Stuhl fallen, schüttelt den Kopf, formt seine Lippen zu einem Schmollmund. Belegen? „Muss ich nicht“, sagt er.

Wer hier wirklich nicht belegen muss ist Jan Schmidbauer, beziehungsweise das Unternehmen, für das er arbeitet. Der ganze Artikel, welchen ich gerade analysiere strotzt vor Aussagen ohne jegliche Belege, also genau das was Dirk Müller vorgeworfen wird. Die bildhafte Prosa dabei ist köstlich, vielleicht sollte sich Herr Schmidbauer einmal an einem Roman versuchen, denn mit Sachlichkeit haben seine Aufführungen nichts zu tun. Ich kann an dieser Stelle nur empfehlen in den nächstgelegenden Bücherladen zu gehen und das Quellenverzeichnis von Dirk Müllers neustes Buch „Machtbeben“ aufzuschlagen. Überraschenderweise wird man feststellen, dass er belegt was er schreibt.

Leute, die viel Zeit mit Müller verbracht haben, sagen, dass sie selten jemanden kennengelernt haben, der so sehr von sich überzeugt ist. So erzählt es Hans Dittmar, 81, sein erster Chef am Parkett. Und so erzählt es auch Arthur Brunner.

Es geht allerdings noch absurder, denn von der SZ wurde außerdem der erste Vorgesetzte Dirk Müllers von vor 27 Jahren interviewt. Das würde Sinn ergeben, wenn man eine Biografie schreiben würde, aber für einen Zeitungsartikel zu einer aktuellen Tournee ist es absolut unglaubwürdig Annektoten über dessen 20igern Ichs anzuführen. In einem Abschnitt weiter oben musste selbst ein Agenturfotograf herhalten, um Kritik an Dirk Müller finden zu können.

Laut Dirk Müller selbst war Arthur Brunner ein alter Arbeitskollege und nachdem dieser den Artikel der SZ gelesen hatte, telefonierten die beiden miteinander. Herr Brunner war geschockt wie sehr seine Worte in diesem Artikel verdreht wurden. Er sagte auch, dass die SZ explizit negativen oder rechte Aussagen aus ihm herauskitzeln wollte.

An der Börse lachen sie heute eher über den ehemaligen Kollegen. „Mr. Dax“ sagt kaum einer, ohne zu schmunzeln. Die Börse ist eine Welt, in der Zahlen zählen.

Erneut: Belege für diese Aussagen? Das nenne ich eine üble Nachrede par Excellence. So da wären wir auch wieder am Punkt von Anfang des Textes angelangt, der Machtteilung. Welche Zahlen zählen denn an der Börse? Die des internationalen Handels und der Währungen. Der weltweite Handel ist immer wichtiger Bestandteil der Politik, dass sieht man nicht zusetzt auch an den Strafzöllen von Präsident Trump. Wer an der Börse arbeitet, ohne wenigstens ein wenig Ahnung von der Weltpolitik zu haben, der ist entweder fehl am Platz oder ein Amateur.

Am Anfang des Artikels werden Herr Müller übrigens folgende Worte in den Mund gelegt: „Er empfiehlt Anlegern nicht „den Aufbau eines breiten Portfolios, um Risiken zu streuen“. Müller sagt: Nicht elf Mal Manuel Neuer aufstellen!“ Ein interessanter Rat, wäre er nicht völlig falsch. Man muss kein Börsenexperte sein, um zu wissen, dass wer nur auf ein Pferd setzt, selbst dran schuld ist, wenn er am Ende alles verliert. Ein starkes Portfolio besteht immer aus einer Auswahl verschiedener Aktien und genau das rät auch Dirk Müller. Einmal mehr wurden ihm hier falsche Wörter in den Mund gelegt, um ihn fachlich zu deskreditieren.

Was findet er [ein Teilnehmer des Programms von Dirk Müller] an Müller, was ist das Geheimnis von „Mr. Dax“? Da legt er los, erzählt von den Rothschilds, den Rockefellers, dem „von Eliten aufgepäppelten Obama“. Es ist klar in welche Richtung das jetzt geht. „Na ja“, sagt der Mann und lächelt, „Dirk Müller hat eben den Mut, Tacheles zu reden.“

In den letzten Zeilen des Artikels kommt es also zum großen Showdown, es wird alles auf einmal erwähnt: Rothschild als scheinbarer Indikator seines Antisemitismus, die Anspielung auf Obama um ihn als Verschwörungstheoretiker anzuprangern und auch die Teilnehmer seines Programms werden durch diese Aussagen erneut abgewertet. Das nenne ich ganz großes Kino.


Natürlich waren das nur einige Ausschnitte des Artikels aber diese machen bereits deutlich, dass wir es hier nicht mit investigativen Artikel, sondern einer Hetzschrift zu tun haben. Ich ziehe also mein Fazit und stelle ernüchternd fest, dass dieser Artikel von seriösem Journalismus so weit entfernt ist, wie Sigmar Gabriel von einer sozialen Politik. Eine Entschuldigung ist das mindeste was Jan Schmidbauer Dirk Müller schuldet. Allein die 2 Stunden, welche Herrn Müller für das Interview geraubt wurden, wird er nie wiederbekommen.

Vor einiger Zeit sprach ich mit einem älteren jüdischen Metzger und eigentlich wollte ich nur einen Blick in seinen Laden werfen, aber wir kamen bereits nach kurzer Zeit ins Gespräch. Obwohl dieser 70 % seiner Angehörigen im Holocaust verloren hatte, sagte er mir erstaunlicherweise, dass er keine Gefahr von einem Rechtsruck sehe, wohl aber vor der Verengung der Meinungsfreiheit und der Verrohung der Sprache. Was meint er damit? Nun, derzeit findet ein starker Machtkampf über die Deutungshoheit statt. War es vor 20 Jahren noch klar, dass man sich zum Informieren die Tageschau ansieht oder eine der großen Tageszeitungen liest, gibt es heute zahlreiche alternative Wege sich zu informieren. Die alten Medienmonopole sehen, dass ihre Macht bröckelt und zusammen mit der Politik wird zum Kampf geblasen. „Fake-News“, „Hate-Speech“, „alternative Fakten“, all das sind Kampfbergriffe mit denen versucht wird sich zu Verteidigungen und dabei sind alle Mittel recht, sogar die Nazi-Keule. Erschreckend ist nicht, dass es Falschmeldungen gibt – die gab es schon immer und wird es wohl auch immer geben – erschreckend ist, dass mit Artikeln wie diesem Begriffe wie Antisemitismus völlig verharmlost werden. Dieses Wort wird leider viel zu inflationär benutzt und längst zählt auch der Begriff „Nazi“ dazu. Was passiert, wenn dieses Worte sich abgenutzt haben? Sobald sich dieser Korridor schließt, werden wir in einer schrecklichen neuen Realität aufwachen. Das erschreckenste dabei ist, dass es eben nicht die Rechten sind, welche diese Begriffe heraufbeschwören, sondern Medien wie die Süddeutsche Zeitung.

Langsam, aber sicher ziehen dunkle Wolken auf. Dass bereits so gut etablierte Menschen wie Dirk Müller, dermaßen denunziert werden, zeigt das wir in eine neue Phase übertreten, in der niemand mehr sicher ist. Die Süddeutsche Zeitung hat Angst und es wird ein gewaltiges Beben folgen, sobald der Angriff auf freie Meinungsäußerung richtig startet. Für mich bleibt jedenfalls eins sicher: Ich werde Dirk Müller nun erst recht treu bleiben.


Quellenverzeichnis
[1] https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/volkswagens-dieselskandal-ohne-druck-der-usa-gaebe-es-kaum-aufklaerung/21251352.html [21.11.2018]
[2] https://www.focus.de/auto/news/abgas-skandal/dieselgate-warum-stehen-nur-deutsche-autohersteller-im-fadenkreuz_id_7464215.html  [21.11.2018]
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Emmanuel_Macron[22.11.2018]
[4] https://www.bundeswahlleiter.de/service/glossar/u/ungueltige-stimmabgabe.html [22.11.2018]

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