Ostern hat nichts mit Jesus zu tun

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So wie ich bereits über unsere Weihnachtsriten berichtet habe, will ich nun auch beim Osterfest zu dessen Wurzeln zurückkehren. Ostern war für mich persönlich immer ein eigenartiges Fest, denn die Auferstehung Jesu war mir zwar eindeutig und auch weshalb die Osternacht die wichtigste Messe des Christentums bildet, doch was hat dies mit einem Osterhasen, Ostereiern oder dem Osterlamm zu tun? Seid gespannt, denn erneut geht es auf eine hochspannende Reise!


  1. Passahfest – Wie der Auszug aus Ägypten uns bis heute prägt
  2. Eine Reise durch vergangene Kulturen
  3. Dem Osterei auf der Spur
  4. Der Osterhase – Ein wandelbarer Geselle
  5. Welche Hinweise auf Ostern gibt es in Bibel?
  6. Tod und Wiederauferstehung – Die Morgenröte als wichtigstes Symbol
  7. Ausblick – Was sagt Jesus?

1. Passahfest – Wie der Auszug aus Ägypten uns bis heute prägt

Als ich einmal wieder recherchierend von einem Wikipedia-Eintrag zum nächsten sprang, bin auf den Artikel zu Ostern gestoßen. Da ich Wikipedia eher misstrauisch gegenüber stehe, vergleiche ich Artikel gern mit anderen Sprachen und als ich nun links auf die Auswahl sah, fiel mir sofort etwas merkwürdiges auf: Ostern heißt auf Italienisch „Pasqua“.[1] Doch nicht nur auf Italienisch, sondern z.B. auch auf Französisch, Spanisch, Russisch oder Türkisch wird das Fest vom Wort „Pascha“ abgeleitet.

Pascha oder hebräisch Pessach ist eines der wichtigsten Feste des Judentums und bezieht sich auf die bekannte Geschichte der Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei, der Flucht ins gelobte Land und den darauffolgenden Erhalt der 10 Gebote Moses von Gott.[2] Das Fest entspringt einer ganz gewissen Stelle und zwar der 10. ägyptischen Plage. Jeder Erstgeborene wurde dabei getötet, doch von Gott erhielt Moses vorher die Anweisung, dass alle Israeliten ein Lamm schlachten und dessen Blut an die Tür zu schmieren sollten, umso verschont zu bleiben.[3] Das Lamm wurde am Abend gebraten und mit ungesäuertem Brot verspeist – unser heutiges Osterlamm. Sie sollten außerdem bis zur Morgenröte das Haus nicht verlassen, was mitunter auch der Grund ist, weshalb die Ostermesse noch vor den ersten Morgenstunden stattfindet und zu den ersten Sonnenstrahlen endet. Die biblischen Wurzeln liegen also nicht im Neuen, sondern Alten Testament bzw. der Tora. Nun haben wir also geklärt wieso das Fest auch „Pascha“ genannt wird, doch wieso nennen wir es nun „Ostern“?

2. Eine Reise durch vergangene Kulturen

Es ist kein Zufall, weshalb im Deutschen oder auch im Englischen mit „Easter“ ein anderer Begriff geprägt wird und zwar hat dies mit den germanisch-keltischen Wurzeln zu tun. In der germanischen Mythologie ist eine der bedeutendste Göttinnen die Fruchtbarkeitsgöttin Freyja.[4] Von dieser stammen nicht nur unser heutiges Wort „Frau“ ab, sondern sie wird auch mit der umstrittenen Frühlingsgöttin Eostre gleichgesetzt.[5] In der „Edda“ – der gesammelten Götter- und Heldenlieder der Germanen – wird im Kapitel „Skáldskaparmál“ der „Sprache der Dichtkunst“ Freyja „Asta-gud“ genannt.[6] Hieraus kann man schon das Wort „Ostergott“ erahnen und der Benediktiner Mönch Beda Venerabilis leitet in seiner Schrift „De temporum ratione“ aus dem 8. Jahrhundert die Herkunft des Wortes Ostern vom Monat „Eostur-monath“ und eben jener Göttin Namens „Eostre“ ab. Im Deutschen wird sie als „Ostara“ bezeichnet.[7] [8]

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Die germanische Frühlingsgöttin Ostara, gemalt 1901 von Johannes Gehrts. [Bild: Wikipedia]
Da der englische Theologe als einzige Quelle für diese Göttin dient, gilt sie als umstritten. Es kursiert jedoch eine sehr interessante Mythe um Ostara, nach welcher die Göttin einem Vogel mit einem zugefrorenem Flügel das Leben rettet, indem sie diesen in einen Hasen verwandelt.[9] [10] Da der Hase jedoch noch immer ein Vogel war, legte er weiter Eier – der „Ostarahase“ war so geboren. In sehr vielen anderen antiken Kulturen gibt es Parallelgottheiten zu Eostre: Im Griechischen die Göttin Eos, im römischen Aurora, im hinduistischen Ushas oder im phönizischen die Göttin Astarte.[11] [12] [13] [14] Sie alle sind auch die Gottheiten der Morgenröte, wo zugleich der Morgenstern, also der Planet Venus, eine große Rolle spielt. Der Kreis schließt sich hier, denn erneut finden wir bei diesen Gottheiten sowohl die Symbolik der Fruchtbarkeit, als auch die Morgenröte als Symbol der Wiederkehr des Lebens.

Abgerundet wird der Mythos des christlichen Ursprunges mit folgender Textstelle des Buches „Easter Parade : Welcome Sweet Springtime!“ von Steve Englehart über die ersten Siedler Neuenglands: „Als die Puritaner nach Nordamerika kamen, betrachteten sie das Feiern von Ostern (und Weihnachten) mit Misstrauen. Sie wussten, dass die Heiden die Rückkehr des Frühlings lange Zeit vorher gefeiert hatten, bevor die Christen begannen Ostern zu feiern. Während den ersten zweihundert Jahren des europäischen Lebens in Nordamerika, schenkten die Staaten Ostern kaum etwas Aufmerksamkeit.“[15]

3. Dem Osterei auf der Spur

Im Buch „Catholic Customs & Traditions: A Popular Guide“ beschreibt Autor Greg Dunes folgendes: „In dem antiken Ägypten und Persien tauschten Freunde bemalte Eier zur Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, zu Beginn ihres neuen Jahres. Die Eier waren für sie ein Symbol der Fruchtbarkeit, denn das Hervorgehen eines Lebewesens vom Ei war für die Menschen der Antike etwas Überraschendes.“[16] Doch der Mythos des Ei reicht noch viel weiter zurück, sowohl in chinesischen, aztekischen, afrikanisch, dogonischen (afrikanischen) und pazifischen Schöpfungsmythen ist von einem riesigen „kosmischen Ei“ die Rede, aus welchem die Welt entstanden sein soll.[17] Das Ei also als Symbol allen Anfangs des Lebens. Dadurch, dass mit dem Aufbrechen des Ei dessen „gesamte Energie“ entweicht, hat der Mythos somit auch durchaus interessanterweise auch Ähnlichkeit mit der Theorie des Urknalls.

Interessanterweise ist auch die Farbe der Eier wichtig, denn ursprünglich waren Ostereier nur rot gefärbt. Die Theorie das die rote Farbe an das Blut Christi,[18] oder das leere Ei an dessen leeres Grab erinnern soll,[19] ist hierbei nur eine Interpretation, denn in Teilen Bayern gibt es auch den Brauch, dass Mädchen zu Ostern rote Eier an Jungen/Männer verschenken.[20] Wieso verteilen Mädchen rote Eier? Nun zum einen, weil rot die Farbe der Liebe ist und so auch dem jeweiligen Anwerber gezeigt werden kann, ob ein Interesse besteht, zum anderen aber auch, weil sie die Fruchtbarkeit der Frau signalisieren. Die rote Farbe spielt darauf an, dass Frauen bereits ihre Periode haben. Im Vergleich zu der, vor allem von der Kirche, dem Islam und Judentum geprägten Meinung, dass die Regel einer Frau etwas Unreines sei, wurde sie bei den heidnischen Religion sogar als etwas Heiliges angesehen.[21] [22] Die Blutungen einer Frau waren ein Symbol des Lebens und ein Mädchen, welches zum Frühlingsfest die erste Blutung bekam, wurde als äußerst fruchtbar angesehen. Zudem galten Frauen damals während ihrer Periode nicht wie bei uns als launisch, sondern als besonders visionär und intuitiv.

4. Der Osterhase – Ein wandelbarer Geselle

Weiter oben habe ich bereits über die Herkunft berichtet, doch es war ursprünglich gar nicht immer der Osterhase gewesen, der die Ostereier brachte. So war es in Tirol die Osterhenne, in Schleswig-Holstein, Westfalen, Niedersachsen und Bayern der Fuchs, in der Schweiz der Kuckuck und in Thüringen der Storch.[23] Der Osterhase entstammte wohl dem Elsass, der Pfalz und Rheingebiet, zumindest laut den Aufzeichnungen des Medizinprofessors Georg Frank von Frankenau. Dieser erwähnte diesen erstmals und äußerte Sorgen bezüglich der negativen Folgen des übermäßigen Eierverzehrs.[24] [25] Mit den deutschen Aussiedlern in die jungen Kolonien von Amerika, trat der heute weltweit bekannt Hase schließlich wohl seinen Siegeszug zum Exportschlager an.[26]

Doch über die wirklich spannende Frage wieso es nun Hase ist, lässt sich leider nur spekulieren. Zum einen spielt wohl die bereits oben erwähnten Göttin Ostara eine Rolle und zum anderen wird der Hase in vielen Kulturen als großes Fruchtbarkeitssymbol gesehen. Im Frühling kamen zudem viele Hasen – trotz ihrer Scheue – nach dem Winter auf Suche nach Futter in die Dörfer. Einige Menschen könnten angenommen haben, diese würden ihnen etwas schenken wollen.[27]

5. Welche Hinweise auf Ostern gibt es in Bibel?

Zur Vorbereitung auf dieses Thema habe ich mir wieder das Neue Testament zur Rate gezogen und in den vier offiziellen Evangelien die Passagen zum Tod und der Auferstehung Jesu durchgelesen. Bewusst habe ich dabei Bezüge zu unserem Osterfest gesucht, doch da die vier Textstellen für diesen Artikel zu lang wären, werde ich diese diesmal nicht zitieren.

Dass im Neuen Testament weder etwas von Ostereiern noch einem Osterhasen geschrieben steht, sollte niemanden verwundern, doch auch weitergehend gibt es so gut wie keine Verbindung zu unseren heutigen Bräuchen.

Was ist mit dem Osterlamm? Die Herkunft entspricht dem Pessach Fest. Das Osterfeuer? Ebenfalls Fehlanzeige, denn der Brauch von Feuerriten war vor allem bei heidnischen Religionen verbreiten. Was ist mit der Osterkerze? Hierfür gibt es ebenfalls keinen Verweis. Dann aber wenigstens für das Osterbrot? Jain, da Jesus vor Sabbat gekreuzigt wurde, könnte man hier sehr weit ausholen und den Ursprung versuchen hiervon herzuleiten, jedoch geht das heilige Brot ebenfalls auf Passach zurück. Osterbrunnen? Fehlanzeige. Nun dann aber wenigstens das Osterwasser? Nochmals…Fehlanzeige. Als Jesus am Kreuz von einem Soldaten in die Seite gestochen wird, fließt aus seiner Wunde Blut und Wasser. Dieses Wasser wird jedoch nicht als „Osterwasser“ angesehen und das Blut was später aufgefangen wird, hängt mit einem anderen weltbekanntem Mythos zusammen, den ich womöglich noch gesondert beleuchten werde: Dem heiligen Gral.[28] Kommen wir also zum wichtigsten Element von Ostern und zwar der Auferstehung Jesu.

Gab es eine Auferstehung?

Was ich nun schreiben werde, ist womöglich die schlimmstmögliche Ketzerei, doch ich muss ich diese Worte formulieren und werde sie im Folgenden auch erklären. Das was im christlichen Ostern gefeiert wird, ist die Auferstehung Jesus Christus von den Toten, doch was, wenn es keine Auferstehung im klassischen Sinne gab? Ich will hiermit in keinster Weise gegen die Person Jesus vorgehen, denn ohne Frage ist für mich das Neue Testament der beste der Teil der Bibel und gerade die Bergpredig beinhaltet die wichtigsten und essenziellsten Aussagen. Kann es einen bewundernswerteren Menschen geben, als den der für seine Ideale und dem großen Ganzen sogar den Tod in Kauf nimmt? Die „Entzauberung“ Jesus Christus liegt mir also fern, um was es mir geht ist das bekannte Osterbild, in welchem Jesus von seinem Grab aufersteht, zu analysieren – doch diese Szene existiert in der Bibel überraschenderweise gar nicht.

Nach seinem Tod durch die Kreuzigung, wird der Leichnam Jesu von Josef von Arimathäa in ein Felsengrab gelegt, welches dieser vorher für diesen gekauft hatte. Der Todestag fiel auf den sogenannte Rüsttag (Freitag), also den Tag vor Sabbat. Da man über Sabbat zuhause bleiben soll, gibt es über die Zwischenzeit – also dem Osterwochenende – keine Aufzeichnungen in der Bibel. Erst in den Morgenstunden des ersten Tags der Woche geht Maria Magdalena (im Lukasevangelium einfach nur „die Frauen“) zum Grab, doch sie findet den Grabstein zur Seite gerollt und das Grab leer vor. Mehr ist über diesen Vorgang in diesen Passagen nicht überliefert, was ist also in der Zwischenzeit geschehen?

In mir lösen diese Erkenntnisse folgende ketzerische Fragen aus: Bei der Auferstehung geht es bekanntermaßen um den Geist/die Seele und nicht den Körper, weshalb ist also auch der Körper verschwunden? Wenn das Paradies als eine andere Sphäre zu verstehen ist, weshalb wird dann die körperliche Hülle benötigt? Ist also Jesus Seele samt dessen physische Körper in den Himmel gefahren? Jesus ist bekanntlich auferstanden, damit wir ihm folgen können, wieso verschwinden also unsere Körper dann nicht auch?

Selbstverständlich kann ich auf diese Fragen keine Antworten geben, aber was ich machen kann, sind einmal die möglichen alternativen Theorien rund um die Auferstehung aufzeigen. Im Matthäusevangelium (28, 11-15) wird Beispielsweise von Hohenpriestern geschrieben, welche Soldaten bestechen, um folgende Lüge zu verbreiten: „Seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen.“ Was jedoch, wenn der Leichnam Jesus wirklich gestohlen wurde? Zumal im auch davon berichtet wird, dass die Wachen vor dem Grab überwältigt wurden, doch was wenn es keine Engel, sondern Menschen waren?

Eine zweite Theorie, die das weiterspinnt, findet sich im Qur’ān (Koran) in der Sure 4:158 „Wir [die Juden] haben den Messias, Jesus […] getötet; während sie ihn doch weder erschlugen noch den Kreuzestod erleiden ließen, sondern er erschien ihnen nur gleich. Sie haben keine Kenntnis davon, sondern folgen bloß einer Vermutung.“ Den Qur’ān könnte man hier so interpretieren, dass also nicht Jesus, sondern jemand anderes gekreuzigt wurde, der ihm nur gleicht. Wurde deshalb der Leichnam womöglich entfernt, um die Verwechslung nicht aufliegen zu lassen? Die Frage ist natürlich, wann und wie Jesus stattdessen gestorben ist, wo der Leichnam verblieben ist und weshalb man diese Intrige aushecken sollte.

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Die Auferstehung Christi gemalt von Luca Giordano. In der Bibel kein sich jedoch kein Beiweis für dieses Ereignis finden… [Bild: Wikipedia]
Es gibt jedoch noch eine weitere, noch abstraktere Theorie, nach welcher Jesus gar nicht während der Kreuzigung gestorben ist, sondern diese überlebt hat. Wie kann das denn sein? Nun mir kam der Gedanke nachdem ich die Passagen des Neuen Testaments gelesen habe selbst und als ich darauf hin aus Interesse danach gesucht habe, bin ich doch tatsächlich auf ein Buch gestoßen. „Kein Tod auf Golgatha“ heißt dieses, welches vom Historiker Johannes Fried verfasst wurde und erst anfang dieses Jahres erschienen ist. Ich habe es nicht gelesen und kann daher auch keine Wertung vergeben, jedoch konnte ich aus einem Onlineartikel des Münchner Merkurs eine Zusammenfassungen der Thesen Frieds finden: Jesus ist womöglich nicht gestorben, da…

1. …er nur sehr kurz am Kreuz hing, ein paar Stunden um genau zu sein (üblich war es damals Tagelang am Kreuzt zu hängen, um Vorbeiziehende abzuschrecken und auch einen möglichst langsamen Tod herbeizuführen).
2. …der Lanzenstoß des römischen Soldaten nicht sein Herz, sondern das Lungenfell traf, wodurch die Leiden sogar noch gelindert werden konnten, da dadurch eine Atemnot abnimmt.
3. …nach der schmerzhaften Kreuzigung die Wasserreinigung, die nachfolgende Ohnmacht und das kalte Grab, den Stress mindern und den Heilungsprozess beschleunigen konnte.

Ich persönlich halte diese Annahme eher für unwahrscheinlich, allein schon deshalb, da man nach einer Kreuzigung wohl viel zu schwach ist, um weite Strecken zu Fuß zurückzulegen, doch was, wenn Jesus Hilfe hatte? Womöglich von Josef von Arimathäa? Und wohin ist Jesus nach seinem scheinbaren „Tod“ wohl verschwunden? Da diese theologischen Fragen den Rahmen sprengen würde, werde ich an dieser Stelle das Thema (noch) nicht weiter vertiefen. Wer Interesse hat, dem empfehle ich jedoch einmal nach folgenden Stichworten suchen: Jesus in Indien.

Das Fazit nach der Bibelrecherche ist (wieder) vernichtend: Es gibt keinen Bezug zu unserem heutigen Osterfest. Ich möchte mit diesen Ergebnissen das Fest jedoch nicht für nichtig erklären, dann wem Ostern Kraft und Hoffnung gibt, der soll weiter daran festhalten. Es handelt sowieso vom Glauben und keiner archäologische Spurensuche. Die Vorstellung, dass der Tod nicht das Ende aller Dinge ist, ist wohl ohnehin einer der ermutigendsten Gedanken des Lebens. Mir geht es um das Verstehen: Was und wozu feiern wir? Wo liegen liegt der Ursprung? Ist der Sinn dieser Feierlichkeit relevant/konstruktiv?

Bei Ostern im christlichen Sinne handelt es sich also erneut um eine absichtliche Manipulation der katholischen Kirche, welche auch Jesus selbst erzürnen würde und selbst Jacob Grimm hält in seinem wichtigen Werk „Deutsche Mythologie“ fest, dass hier „heidnische Vorstellungen auf christliche Hauptfeste übergegangen“ seien.[29]

6. Tod und Wiederauferstehung – Die Morgenröte als wichtigstes Symbol

Verschiedene Gottheiten der Morgenröte habe ich bereits weiter oben aufgezählt, doch was wäre diese Liste ohne den ägyptischen Re? Der Sonnengott stellt eine der wichtigsten Gottheiten in der ägyptischen Mythologie dar, welcher Tagsüber in seinem Sonnenwagen über den Himmel fuhr und abends ins Totenreich hinabsteigt, um am nächsten Morgen wiedergeboren aufzuerstehen.[30] Die Sonne als Symbol der Wiederauferstehung ist unglaublich alt und nicht ohne Grund waren die meisten antiken Hauptgötter zugleich Sonnengötter.

Wer schon einmal einen Sonnenaufgang miterlebt hat, der weiß, wie viel Erhabenheit und Kraft in diesem steckt. Den schönsten Sonnenaufgang bisher erlebte ich auf einer Truckerfähre mitten im Schwarzen Meer auf dem Weg von Odessa nach Istanbul. Da ich nicht schlafen konnte, stand ich um halb fünf in der früh an der Reling und blickte hinaus zum Horizont. Als mir so in Gedanken versunken der salzige Wind durchs Haar strich, erhob sich in der Ferne – dort wo der Orient begann – der rote Feuerball. Es war ohne Frage einer der majestätischen Augenblicke meines Lebens. Egal ob Sol Invictus, Re oder Jesus Christus, im Grunde sah ich sie alle vereint und ich bin überzeugt, dass die erste Auferstehung, die „Auferstehung“ der Sonne war. Nichts bestimmt unserer Leben so sehr wie sie. Sie ist der Lebensspender, ohne welchen die Erde nichts weiter als kaltes Gestein wäre. Egal ob Gewitter, die verschiedenen Jahreszeiten oder der Sonnenauf- oder untergang, es gab vieles, was unsere Vorfahren nicht verstanden haben und so wurde nach einem überstanden Winter der Frühling gefeiert oder zum Herbst für ein ertragreiche Jahr gedankt.

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Sonnenaufgang auf dem schwarzen Meer. [Bild: Privat]

7. Ausblick – Was sagt Jesus?

Ich möchte zum Abschluss des heutigen Artikels Jesus selbst zitieren. Mit seinen Worten bleibt mir nur zu sagen „Carpe Diem“, denn jeder Tag ist eine neue Chance. Personenkult und blinder Gehorsam war tragischerweise genau das, was Jesus selbst zuwider war, setzte er sich doch für die Selbstbestimmtheit des Menschen ein. Doch Christus geht sogar noch einen Schritt weiter, denn das „Reich Gottes“ wird laut ihm nicht durch Beten, einem großen Vermögen oder guten Noten erreicht, sondern durch jede unserer Entscheidungen, vor allem jene im Umgang mit unseren Mitmenschen.

Würde Jesu in die heutige Zeit leben, würde er wohl zuallererst den Vatikan – gebaut aus dem Gold des Ablasshandels und Blutgeld der Millionen verloren Seelen aus den Kreuzzügen sowie der Neuen Welt – niederreisen und in tiefe Trauer darüber versinken, wie ver-rückt die Welt geworden ist. Sein Zorn galt vor allem den Heuchlern und ist es nicht pervers, dass es ebenjene waren, welche das Christentum überhaupt erst so mächtig gemacht haben?

Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe! Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist!

Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!

Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden! Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.

Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, […] sondern sammelt euch Schätze im Himmel! Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Die Leuchte des Leibes ist das Auge. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Leib hell sein. Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein!

Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden und nach dem Maß, mit dem ihr messt, werdet ihr gemessen werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? […] Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen! (vgl. Matthäus, 5, 23 -7, 21 – Ausschnitte der Bergpredigt)

Und siehe, es erhob sich auf dem See ein gewaltiger Sturm, sodass das Boot von den Wellen überflutet wurde. Jesus aber schlief. Da traten die Jünger zu ihm und weckten ihn; sie riefen: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen? Dann stand er auf, drohte den Winden und dem See und es trat völlige Stille ein. (vgl. Matthäus, 8, 23-27)

[Kleine Anmerkung meinerseits: Ich habe diese Stelle seit meiner Kindheit nicht verstanden, doch als ich diese nun noch einmal las erkannte ich die unglaubliche Botschaft dahinter. Es geht nicht um Jesus „Zauberkräfte“, sondern, dass seine Jünger metaphorisch auch ohne ihn zurechtkommen sollen. Der selbstbestimmte Mensch war das höchste Ziel Jesus. Wir sollen im übertragenen Sinne also selbst aktiv werden, ohne wie Kinder durch die Welt zu gehen und auf Rettung durch andere zu warten.]

In jener Zeit ging Jesus am Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger hatten Hunger; sie rissen Ähren ab und aßen davon. Die Pharisäer sahen es und sagten zu ihm: Sieh her, deine Jünger tun etwas, das am Sabbat verboten ist. Da sagte er zu ihnen: […]: Hier ist Größeres als der Tempel. Wenn ihr begriffen hättet, was das heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt; denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat. (vgl. Matthäus, 12, 1–8)

[Wieder ein fantastisches Beispiel davon, wie Jesus mit Sitten bricht, um das gesunde Miteinander über alles andere zu stellen. Mit der Aussage „Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat“ ist auch gemeint, dass man mit der Sitte brechen darf, wenn es zum Wohle der Menschen/Natur ist.]

Der Grundphilosophie Jesu stehe ich persönlich trotzdem ein wenig zwiespältig gegenüber. Auf dem Papier ist „geben ist seliger denn nehmen“ eine unbestreitbare Tugend, in der Realität führt dieser Akt dagegen meiner Erfarhung nach schlicht zur Ausnutzung. Über dieses psychologisch, philosophische und theologische Delimma würde ich jedoch liebend gern einmal eine Diskussion führen.


Zum Abschluss des heutigen Artikels habe ich wieder Musik der Gruppe Wardruna mitgebracht, diesmal das Lied „Solringen“, welches von der Kraft und Wiederkehr der Sonne handelt . Also dann lasst uns den Klängen lauschen, während um uns herum alles von neuem zum Leben erwacht!


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Quellenverzeichnis

[1] https://it.wikipedia.org/wiki/Pasqua [17.04.2019]
[2] http://www.hagalil.com/pessach/ [17.04.2019]
[3] Die Bibel, Einheitsübersetzung 1994, Exodus/2. Buch Mose, Der Auszug aus Ägypten: 12 1-12,24,
[4] https://www.die-goetter.de/nordische-goettin-freya
[5], [7] https://allsherjargode.beepworld.de/ostara.htm
[6] Die Edda: Götterlieder, Heldenlieder und Spruchweisheiten der Germanen, marix Verlag 2015
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Ostara
[9] https://www.youtube.com/watch?v=m8IXYsLHZ-8
[10] https://www.gaia.com/article/beyond-the-easter-bunny-the-true-origins-and-history-of-easter
[11] https://artedea.net/eos-die-fruherwachende/
[12] https://www.der-roemer-shop.de/aurora-roemische-goettin
[13] https://wiki.yoga-vidya.de/Ushas
[14] http://www.spiritwiki.de/w/Astarte
[15] Steve Englehart: Easter Parade: Welcome Sweet Springtime!, HarperCollins 1995 [Zitatstelle übersetzt]
[16] Greg Dues: Catholic Customs & Traditions: A Popular Guide, Twenty-Third Publications 1989 [Zitatstelle übersetzt]
[17] Philip Wilkinson & Neil Philip: The Illustrated Dictionary of Mythology (zu Deutsch: Mythen & Sagen), Dorling Kindersley Verlag 1998
[18] https://www.griechenlandreise-blog.de/gesellschaft/rote-ostereier
[19] http://www.friedenskirche-trudering.de/wissen/osterei.htm
[20] http://www.brauchwiki.de/Rote_Eier_holen
[21] http://www.initiative.cc/Artikel/2004_06_01%20Menstruation.htm
[22] http://gefolgschaftdergoetter.de/board/forum/index.php?thread/152-varblot-varthing-ostara-wie-feiern/
[23] https://www.planet-wissen.de/kultur/religion/ostern/der-osterhase-100.html
[24], [27] https://www.zdf.de/kinder/logo/woher-kommt-der-osterhase-100.html
[25] http://www.das-osterportal.de/osterhase.html
[26] https://www.history.com/topics/holidays/easter-symbols
[28] https://de.wikipedia.org/wiki/Heiliger_Gral
[29] https://www.merkur.de/welt/historiker-behauptet-jesus-ueberlebte-kreuzigung-und-erntet-massive-kritik-zr-12207155.html
[29] Jacob Grimm: Deutsche Mythologie (4. Ausgabe), 1835
[30] https://de.wikipedia.org/wiki/Re_(%C3%A4gyptische_Mythologie)

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